Eichsfeld. CDU holt die meisten Stimmen, verliert aber an Prozenten. AfD schiebt sich an zweite Stelle. Grüne holen auf.

Punkt 20 Uhr waren Sonntagabend 103 der 155 Eichsfelder Wahlbezirke zur Europawahl ausgezählt. Schon da zeichnete sich ab, wer die Wahlverlierer, aber auch, wer die Gewinner sind. Die CDU führte, aber sie hatte zu dem Zeitpunkt schon mächtig Federn gelassen, satte 10,2 Prozentpunkte verloren.

Zweistellig ist der Gewinn an Prozentpunkten, den die AfD einfuhr. Punkt 20 Uhr stand der bei 13,5 Prozent Zuwachs – die Partei hatte sich bis dahin in der Wählergunst auf 19,3 Prozent geschoben. Aber auch die Grünen holten auf, genau wie die FDP. Herbe Verluste mussten die Sozialdemokraten und die Partei Die Linke verkraften.

Bei der Europawahl 2014, also vor 5 Jahren, lag die Wahlbeteiligung im Landkreis Eichsfeld bei 57,3 Prozent. Damals brachte es die CDU auf 50,9 Prozent, die Sozialdemokraten auf 13,4 Prozent. Auf Rang drei rangierten die Linken mit 11,6 Prozent. Die AfD holte 5,9 Prozent gefolgt von den Grünen mit 3,5 Prozent. Die Freien Wähler errangen 3 Prozent. Die Liberalen brachten es auf 1,8 Prozent, die ÖDP auf 1,6 Prozent. Für die NPD gab es 3,3 Prozent.

Berend versteht die Unzufriedenheit nicht

Es ist mittlerweile 20.07 Uhr am Wahlsonntag 2019. Die CDU hat wieder etwas aufgeholt, die AfD minimal verloren. Inzwischen sind 115 Wahlbezirke ausgezählt. Das gilt für die Europawahl.

„Ich bin froh, dass die CDU weiter mit Abstand die stärkste Kraft ist“, erklärte gestern Abend der ehemalige CDU-Europaabgeordnete Rolf Berend mit Blick auf das Europawahlergebnis. Alles in allem ist es für ihn jedoch nicht befriedigend, denn dass die AfD so viele Stimmen holen würde, damit habe er nicht gerechnet. „Warum die Eichsfelder so unzufrieden sind und auf rechte Populisten hereinfallen, weiß ich nicht.“ An sachorientierten Themen könne es nicht gelegen haben, meinte der Gernröder. Diese hätten die Christdemokraten auf europäischer Ebene dargelegt, darunter Fragen der Sicherheit und der Außengrenzen. Themen des Klimaschutzes, die ihrerseits auch ökonomisch vertretbar sein müssten, seien bei den Bürgern aber nicht wie gedacht angekommen. Berend setzt auf eine starke bürgerliche Mitte, räumte aber ein, dass es noch einiges zu bereden gebe. Für ihn sei die Krux gewesen, dass in Europa jegliche Sperrklauseln abgeschafft wurden. Er hofft, dass die Drei-Prozent-, ja besser noch die Fünf-Prozent-Hürde wieder eingeführt wird.

Norbert Sondermann (Bündnis 90/Grüne) spricht seinerseits von einem „wundervollen Ergebnis“ für seine Partei. Sie ist in der Gunst der Eichsfelder in Sachen Europa um 3,7 Prozent, um 20.40 Uhr gar um 3,8 Prozent gestiegen. Damit liegen die Grünen im Eichsfeld bei 7,3 Prozent. „Sicherlich ist das zum Teil dem Bundestrend geschuldet“, sagt der Kreissprecher. Aber auch vor Ort brauche es Gesichter. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel gemacht, das zahlt sich aus.“ Er denke, sagt er, dass vor allem das Thema Klimaschutz und hier besonders der lange heiße Sommer voriges Jahr die Leute wachgerüttelt haben. Auch wenn es jetzt im Mai geregnet habe, seien die tiefen Bodenschichten noch immer von einer extremen Dürre betroffen, gibt er zu bedenken. „Und wir sind die Partei, die für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt steht. Uns wird etwas zugetraut.“

Die CDU hat derweil wieder etwas aufgeholt, der Verlust liegt nur noch bei 9 Prozent gegenüber 2014. Noch immer ist sie mit Abstand die stärkste Kraft. Die AfD verliert weiter, liegt jetzt bei 18,3 Prozent. Inzwischen sind 150 Wahlbezirke im Eichsfeld ausgezählt. Die Wahlbeteiligung: 65,1 Prozent.

Ortsbürgermeister teils mit Traumergebnissen

Die kleineren Orte haben sich längst daran gemacht, ihre Ortsbürgermeister und Gemeinderäte auszuzählen. 20.14 Uhr ist schon einer von 18 Stimmbezirken für die Stadtratswahl in Heiligenstadt erfasst. Selbst die Kreistagswahl, die eigentlich als Letzte abzuhaken ist, spielt in einigen Dörfern schon eine Rolle. Hier sind es 148 Stimmbezirke.

Immer mehr Ergebnisse für die Ortsbürgermeister stehen fest. Mittlerweile ist es 20.45 Uhr. In Bischofferode hat Amtsinhaber Karl-Josef Wand (Bürger für Bürger Am Ohmberg) stolze 81 Prozent eingefahren. Ingo Michalewski (CDU) ist nicht nur hauptamtlicher Bürgermeister der Einheitsgemeinde Niederorschel, sondern auch der Niederorscheler ehrenamtliche Ortsbürgermeister. 50,3 Prozent haben gereicht. In CDU-Mann Hermann Richardt als Ortschaftsbürgermeister in Neustadt haben 93,7 Prozent der Wähler das Vertrauen gesetzt. Cornelius Fütterer als Ortsteilbürgermeister in Bernterode/Worbis hat ein Traumergebnis von satten 97,2 Prozent erreicht. 85,9 Prozent holte Gerhard Fromm bei seinen Wählern in Neuendorf. Frank Hartmann von den Freien Wählern fuhr in Bockelnhagen ein Ergebnis von 97,6 Prozent ein.

Es ist punkt 21 Uhr. Es fehlt nur noch ein Eichsfelder Stimmbezirk bei der Europawahl. Die Grünen haben ihren Gewinn auf 7,4 Prozent ausgebaut, die CDU liegt bei 41,8 Prozent. Die AfD hat sich bei 18,6 Prozent eingependelt. Die Wahlbeteiligung erreicht einen Wert von 66,4 Prozent. Europa ist dem Eichsfeld nicht egal.

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