Welche Fragen bewegen junge Menschen in Thüringen? Die Spitzenkandidatinnen und -kandidaten der sechs Bundestagsparteien antworten.

Antonia Dellit, 18, aus Suhl, möchte wissen: „Warum muss ich mich gegen Corona impfen lassen, um meine Freiheit zurückzubekommen?“ Das sind die Antworten der Kandidatinnen und Kandidaten.

Katrin Göring-Eckardt (Bündnis 90/Die Grünen)

Es geht nicht nur um deine Freiheit, sondern um die Freiheit von allen. Und du musst dich nicht impfen lassen, du kannst machen, was du willst. Das ist die Freiheit, die du hast. Aber es kann natürlich nicht sein, wenn du dich entscheidest, dich nicht impfen zu lassen, dass alle anderen in ihren Freiheitsrechten eingeschränkt sind. Deswegen wird es da Unterschiede geben und ich finde das auch richtig.

Susanne Hennig-Wellsow (Die Linke)

Die eigene Freiheit ist immer auch die Verantwortung für die Freiheit der anderen. Ein Virus in einer Pandemie auszurotten, schafft man am besten, je höher die Impfquote in der Bevölkerung ist. Wir reden hier von 80 bis 90 Prozent. Deswegen ist es gut, wenn jede und jeder sich impfen lässt, damit wir solidarisch gemeinsam unsere Freiheiten wiederbekommen.

Gerald Ullrich (FDP)

Die Frage kann ich nicht beantworten, weil ich nicht dafür bin, dass man sich impfen lassen muss, um die Freiheit wieder zu bekommen. Freiheit ist das elementarste Recht, was wir in unserer Gesellschaft haben.

Wenn ich mich nicht impfen lasse, dann muss ich natürlich auch mit den Folgen leben, die daraus entstehen können. Aber das muss jeder Mensch für sich selbst entscheiden. Ich bin nicht dafür, dass wir Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen, Freiheitseinschränkungen zumuten.

Stephan Brandner (AfD)

Die AfD sagt: Keiner muss sich impfen lassen, um seine Freiheit zurück zubekommen. Jeder hat verbürgte Freiheits- und Grundrechte aus dem Grundgesetz.

Und das Grundgesetz unterscheidet nicht danach, ob ich geimpft bin oder mir einen Test leisten kann. Sondern es sagt: Grundrechte für alle. Impfen lassen kann sich jeder so oft er will, gegen was er will und mit was er will. Wir haben da völlig liberale Ansichten. Ich selbst bin alles andere als ein Impfgegner.

Für mich persönlich ist die Corona-Krankheit kein Anlass, mich impfen zu lassen. Es gibt Krankheiten, bei denen man sagen könnte: Dagegen muss geimpft werden. Denken wir an eine Mischung aus Grippe und Ebola, also mit sehr großer Sicherheit tödlich verlaufend. Da ist klar, dass man über eine Impfpflicht nachdenken müsste.
Wenn ich mir Corona anschaue: Die Infektionszahlen sind immer schon, auf die gesamte Bevölkerung gesehen, relativ gering gewesen (Anm. der Redaktion: Hier könnt ihr die Infektionszahlen seit Pandemiebeginn nachvollziehen.)

Die Erkrankungszahlen sind noch geringer. Die tödlichen Verläufe, die es gab, waren auch nicht so viele, dass ein Massensterben in Deutschland eingesetzt hätte. Deshalb: Impffreiheit! Mit uns gibt es keine Impfpflicht. Jeder kann sich impfen lassen, wie er möchte. Bei manchen gibt es gute Gründe. Manche sagen, bei Kindern, die ein noch geringeres Risiko eines schweren Verlaufs haben, schon mal gar nicht.

Da habe ich volles Verständnis dafür (Anm. der Redaktion: Das Robert-Koch-Institut schätzt die Corona-Pandemie weltweit als „ernstzunehmende Situation ein“. Weitere Informationen könnt ihr hier lesen).

Carsten Schneider (SPD)

Freiheit ist ein ganz wichtiger Wert für mich. Die Freiheit des Einzelnen oder die Freiheit der Gesellschaft. Jeder von uns kann ein Virusträger sein und ist damit eine Gefahr für andere. Es gibt ein ganz einfaches mildes Mittel, um diese Gesundheitsgefahr auszuschließen.

Das ist die Impfung. Ich bin selbst geimpft. Nur wenn wir viele Menschen in Deutschland impfen, werden wir diese Krankheit ausmerzen. Ansonsten werden viele unter Langzeitschäden leiden oder sterben. Das ist nicht akzeptabel. Deswegen steht das Gemeinschaftsgut der Gesundheit über dem der individuellen Freiheit.

Stehen Sie hinter den Einschränkungen für Ungeimpfte?

Ich bin absolut dafür, dass Ungeimpfte und nicht-getestete Personen, wenn wir eine hohe Infektionslage haben, nicht die gleichen Bewegungsrechte haben wie alle anderen.

Es sei denn, sie erfüllen die drei Kriterien (Anm. der Redaktion: Carsten Schneider bezieht sich hierbei auf die 3G-Regel, nach der Menschen geimpft, genesen oder getestet sein müssen, um bestimmte Freiheiten zu genießen. Hier erfahrt ihr mehr).

Ansonsten sind sie ein Krankheitsüberträger oder im Zweifelsfall Todbringer.

Christian Hirte (CDU)

Impfen ist die Maßnahme, die gegen die Pandemie hilft. Ich werbe sehr dafür, dass man sich impfen lässt. Wir haben bereits bei den Älteren eine sehr hohe Impfquote. Jetzt müssen wir darum werben, dass auch die Jüngeren in der Bevölkerung die Möglichkeit nutzen, sich impfen zu lassen.

Aber dass die Freiheit beschränkt wird, wenn man sich nicht impfen lässt, hielte ich für falsch. Es gibt allerdings Unterschiede zwischen Geimpften und Ungeimpften. Das sind die sogenannten 3G-Regeln.

Als Geimpfter muss man sich nicht testen lassen. Die Tests werden zum Ende dieses Jahres kostenpflichtig. Es macht einen Unterscheid, weil man sich mit einer Impfung nicht nur selbst schützt, sondern die Gesellschaft entlastet, etwa weil man Kosten vermeidet und die Wahrscheinlichkeit senkt, dass Krankenhäuser voll werden. Von daher gibt es schon eine Besserstellung von Geimpften, denn deren Risiko für andere und für sich selbst ist niedriger.

Mit Ihnen wird es also keine Impflicht geben? Aber wie ist es denn zum Beispiel in der Schule? Man hat keine Pflicht, ins Restaurant zu gehen, aber man hat eine Pflicht, in die Schule zu gehen.

Es gibt die ganz klare Aussage der Politik, dass es keine Impfpflicht geben soll. Das gilt selbstverständlich auch in der Schule. Schüler und Minderjährige können Sie ohnehin nicht verpflichten, sich impfen zu lassen.

Bei Erwachsenen ist aber die klare Aussage: keine Impfpflicht. Aber wer nicht geimpft ist, dessen Risiko für sich selbst und für die Gesellschaft ist einen Tick weit höher. Und deshalb gibt es eine unterschiedliche Behandlung, etwa wenn es darum geht, in ein Restaurant zu gehen.

Alle Fragen und die Antworten der Politikerinnen und Politiker: