Erfurt. Mehrere Kreisverbände verweigern sich einer Unterstützungserklärung für den Landesvorsitzenden. Mohring stellt sich dem Votum in der Fraktion.

Die Greizer Landrätin und CDU-Kreisvorsitzende Martina Schweinsburg hat den Thüringer CDU-Vorsitzenden Mike Mohring dazu aufgefordert, Konsequenzen aus der Niederlage bei der Landtagswahl zu ziehen. Gleichzeitig verweigert sie ihm die Unterstützung bei seinem Ziel, eine Vierparteienkoalition mit SPD, Grünen und FDP zu bilden.

„Die Ankündigung einer ‚Simbabwe‘-Koalition wenige Wochen vor der Landtagswahl hat der CDU vor allem im ländlichen Raum ‎enorm Stimmen gekostet“, schrieb Schweinsburg in einer internen E-Mail, die dieser Zeitung vorliegt. „Mike Mohring sollte die Konsequenzen aus dem ganz auf ihn zugeschnittenen Wahlkampf ziehen.“ Die frühere Parteichefin Christine Lieberknecht habe vor fünf Jahren „rund 35 Prozent geholt und wurde auch durch den j‎etzigen Landes- und Fraktionsvorsitzenden aus dem Amt gedrängt“, erklärte Schweinsburg, die Präsidentin der Thüringischen Landkreistages ist.

Die CDU hatte 2014 bei der Landtagswahl 33,5 Prozent der Zweitstimmen bekommen und war bei der Abstimmung am 27. Oktober auf 21,8 Prozent abgestürzt.

Kreisverbände verweigern sich

Schweinsburg kündigte in der E-Mail an, eine von CDU-Generalsekretär Raymond Walk verschickte Solidaritätsadresse für Mohring nicht zu unterschreiben. Darüber hinaus wollen bislang, nach Informationen dieser Zeitung, weitere zehn Kreisverbände die Erklärung nicht unterstützen.

In dem Entwurf des von Walk versendeten Schreibens, das dieser Zeitung vorliegt, heißt es: „Wir unterstützen den Vorschlag für eine Koalition der Mitte.“ Eine Viererkoalition mit SPD, Grünen und FDP unter Mohring böte „die größte Gewähr“, die Ziele der Partei umzusetzen. „Vor diesem Hintergrund erwarten die Kreisvorsitzenden der CDU Thüringen, dass die Mitglieder der CDU sich geschlossen hinter den Spitzenkandidaten zur Landtagswahl und Landesvorsitzenden stellen.“

Als „unglaublich und völlig realitätsfern“ bewertete einer der Kreisvorsitzenden das Schreiben gegenüber dieser Zeitung. Ein anderer sprach von „Volksverblödung“. Namentlich wollten sie sich nicht äußern.

Mike Mohring will sich an diesem Mittwoch in der konstituierenden Sitzung der Landtagsfraktion zur Wiederwahl als Vorsitzender stellen.

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