Thomas Bärsch zum Tag der Deutschen Einheit.

Wie sehr ist Deutschland eigentlich noch geteilt? Dass sich Studien und Umfragen gerade im Vorfeld des Jahrestages der deutschen Wiedervereinigung immer wieder mit dieser Frage befassen, hat inzwischen genau so Tradition wie der Tag selbst.

Eine von ihnen, erhoben von der Bertelsmann-Stiftung Anfang September, stellte etwa fest, dass sich heute immer noch 59 Prozent der Ostdeutschen als Bürger zweiter Klasse fühlen. Und 84 Prozent der Menschen zwischen Ostsee und Thüringer Wald sind der Meinung, dass manche Dinge in der DDR besser funktionierten und deshalb hätten im vereinten Deutschland übernommen werden sollen.

Die TA nahm das zum Anlass, ihre Leserinnen und Leser zur Diskussion darüber einzuladen, ob das Ende der DDR unausweichlich war, und bat sie zu schildern, wie sie die Entwicklung der zurückliegenden 30 Jahre sehen und wie sie sie selbst erlebt haben.

Die Zuschriften, die wir auch in dieser Ausgabe auf unserer Seite „Debatte“ veröffentlichen, zeigen – bei aller Unterschiedlichkeit der Meinungen und Erfahrungen – vor allem eines: dass die Sicht auf Vergangenheit und Gegenwart nicht ausschließlich mit der geografischen Verortung zu tun hat, sondern viel mehr damit, was Menschen persönlich erlebten und erleben und wie mit ihnen umgegangen wurde und wird.

Die Zuschriften zeigen auch, dass es wichtig ist, offen über das Leben und das Zusammenleben im vereinten Deutschland, aber auch über das Leben davor zu reden. So wie es den einen gegönnt sei, sich über die Wiedervereinigung zu freuen und sie am 3. Oktober zu feiern, muss es anderen erlaubt sein, diese Freude nicht zu teilen.

Es mag plakativ anmuten, aber aus genau dieser Überzeugung heraus haben wir uns entschieden, auf unserem Titelbild Zitate aus der Leserdiskussion wiederzugeben. Gern führen wir diese Diskussion auch nach dem 30. Jahrestag der Deutschen Einheit weiter.

TA-Leserdiskussion: www.thueringer-allgemeine.de/erinnerung

Im Guten wie im Schlechten: 30 Jahre Thüringen