Erfurt. Der Thüringer Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte Kontakt zu einer mit Corona infizierten Landtagsabgeordneten. Trotz negativem Schnelltest geht er in freiwillige Quarantäne.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hat sich vorläufig in freiwillige Quarantäne begeben. Das teilte die Staatskanzlei am Freitagnachmittag auf Anfrage dieser Zeitung mit.

Grund sei der Kontakt zur Landtagsabgeordneten Anja Müller während der Eröffnung einer Straße am 3. Dezember, sagte Regierungssprecher Falk Neubert. Die Linke-Politikerin, die ihre Corona-Infektion am Donnerstagabend selbst öffentlich machte und von Symptomen berichtete, habe den Regierungschef bei der Veranstaltung aber „nur aus der Ferne gegrüßt“. Sicherheitsabstände und Maskenpflicht seien jederzeit eingehalten worden.

Laut Neubert ließ der Ministerpräsident „sofort nach Kenntnisnahme“ der Infektion Müllers am Freitag einen Antigen-Schnelltest an sich vornehmen. Das Ergebnis sei negativ ausgefallen. „Gleichwohl wird sich der Ministerpräsident und das Personenschutz-Team noch heute zusätzlich noch einem PCR-Test unterziehen und sich in freiwillige Quarantäne begeben, bis das Ergebnis vorliegt“, sagte der Regierungssprecher. Eine behördliche Anordnung für Ramelow gebe es nicht.

CDU erhebt schwere Vorwürfe gegen Müller

Das Infrastrukturministerium bestätigte auf Nachfrage, dass die Staatssekretäre Torsten Weil und Susanna Karawanskij Anfang Dezember an jeweils einem Termin mit Müller teilnahmen. Zu einer möglichen Quarantäne der beiden Linke-Politiker konnte die Sprecherin dieser Zeitung keine Auskunft erteilen.

Die CDU erhob schwere Vorwürfe gegen Müller. Die Abgeordnete habe trotz eines Krankheitsfalles in ihrem engsten Familienkreis noch an der Eröffnung des Gradierwerks in Bad Salzungen und einer Straßenübergabe im Wartburgkreis teilgenommen, sagte Generalsekretär Christian Herrgott, der auch Mitglied des Landtages ist. „Dort hat sie ohne Sicherheitsabstand und Maske Mitbürger bis hin zum Ministerpräsidenten gefährdet“, behauptete er. Der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Henkel sitze nun ebenso wie Kommunalpolitiker des Wartburgkreises aufgrund dieses „Fehlverhaltens“ in Quarantäne.

Herrgott zeigte sich irritiert darüber, dass Ramelow keine Quarantäne-Verfügung erhielt. „Es muss jetzt zügig die Kontaktliste vervollständigt und abgearbeitet werden“, sagte er. Das gelte auch für die beiden Staatssekretäre.

Nach Bekanntwerden der Infektion von Anja Müller hatte sich der Ältestenrat des Landtags darauf verständigt, die für Freitag angesetzte Sondersitzung des Parlaments ausfallen zu lassen. Insgesamt befinden sich vier Abgeordnete als Kontaktpersonen in Quarantäne; zwei von ihnen wegen gemeinsamer Termine mit Müller.