Suhl. Thüringens Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Suhl steht unter Druck. Die Hoffnungen ruhen nun auf eine neue Unterkunft in Hermsdorf.

In der Erstaufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Suhl ist es zum zweiten Mal in Folge zu gewaltsamen Auseinandersetzungen mit größeren Polizeieinsätzen gekommen. Nach mehreren Konflikten auch mit der Polizei wurden in der Nacht zu Donnerstag drei Menschen in Gewahrsam genommen, wie die Polizei mitteilte. Das Thüringer Migrationsministerium teilte mit, die Situation in Suhl sei eine "große Herausforderung" aufgrund der hohen Ankunftszahlen.

"Die allermeisten der Geflüchteten verhalten sich rechtskonform. Einige wenige Ausnahmen können jedoch viel Unruhe erzeugen", hieß es vom Ministerium. Es handele sich um eine kleine Zahl von Personen. Über die Motive könne aber nichts gesagt werden.

Die CDU-Fraktion sprach von "unhaltbaren Zuständen" und warf der Landesregierung Unfähigkeit vor, Landesimmobilien bereitzustellen und für Entlastung zu sorgen. "Es braucht einen Vertrag des Landes mit Suhl und es braucht zusätzliche vom Land organisierte Kapazitäten, um die Lage in den Kommunen schnellstmöglich zu entspannen", erklärte CDU-Fraktionschef Mario Voigt. In einem Vertrag sollte nach Angaben eines Sprechers unter anderem eine Maximalbelegung geregelt sein.

Zwei Konflikte in Folge

Zunächst hatte ein gewaltsamer Streit zwischen zwei Männern zu einem größeren Polizeieinsatz in der Nacht zu Donnerstag geführt. Ersten Erkenntnissen der Ermittler zufolge schlugen sich die beiden Männer gegenseitig. Polizisten hätten dann versucht, den Streit zu schlichten, wobei sich laut Polizei "tumultartige Szenen" entwickelten. Außerdem sprach die Polizei von "Solidarisierungseffekten". Demnach sei es zu einem Angriff auf einen Polizisten gekommen, der mit Pfefferspray abgewehrt worden sei.

In zwei Häusern der Unterkunft wurden Brandmelder ausgelöst, so dass die Gebäude evakuiert werden mussten. Innerhalb einer etwa 100 Menschen großen Gruppe, die vor dem Haus wartete, sei es zu weiteren tätlichen Auseinandersetzungen gekommen. Nach Angaben der Polizei wurde die Situation mit Unterstützungskräften unter Kontrolle gebracht. Drei Männer wurden in Gewahrsam genommen. Nachdem klar war, dass es keinen Brand in der Unterkunft gab, konnten die Bewohner wieder in ihre Zimmer.

Bereits eine Nacht zuvor war es in der Flüchtlingsunterkunft zu gewaltsamen Auseinandersetzungen gekommen. Zwei Menschen waren in der Nacht zum Mittwoch leicht verletzt worden. An den Handgreiflichkeiten waren laut Landesverwaltungsamt neun Bewohner der Erstaufnahme beteiligt gewesen. Auch hier wurde ein Brandmelder ausgelöst, woraufhin das Haus mit rund 540 Bewohnern vorsorglich geräumt werden musste. Die Brandmeldung stellte sich wenig später ebenfalls als falscher Alarm heraus.

Die Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl ist seit einiger Zeit an der Kapazitätsgrenze. In der Einrichtung gibt es rund 1390 belegbare Plätze. Entlastung soll noch im laufenden Jahr eine Flüchtlingsunterkunft in Hermsdorf (Saale-Holzland-Kreis) bringen. Dort könnten nach Angaben des Landesverwaltungsamtes etwa 700 Menschen unterkommen.

Ein Sprecher der Behörde wies darauf hin, dass etliche Kommunen in Thüringen weniger Flüchtlinge aufgenommen haben als es nötig wäre. Dies betreffe vor allem sechs Landkreise im Osten und Süden des Landes. Als ideale Belegung der Erstaufnahmeeinrichtung werde eine Anzahl von 300 bis 500 Menschen angesehen. Ziel sei es, die Zahl zumindest auf 800 bis 900 zu reduzieren. Wenn alle Kommunen so viele Flüchtlinge aufnehmen würden wie vorgesehen, sei dies erreichbar. Entlastung erhoffe man sich auch durch die geplante Unterkunft in Hermsdorf, die nach früheren Angaben des Migrationsministeriums Mitte Dezember an den Start gehen soll.