Berlin. Auch 30 Jahre nach der Wende sind Spitzenpositionen im öffentlichen Dienst meist mit Westdeutschen besetzt, beklagt der neue Ostbeauftragte der Bundesregierung.

Der neue Ostbeauftragte der Bundesregierung, Marco Wanderwitz, beklagt, dass Spitzenposten im öffentlichen Dienst nach wie vor hauptsächlich mit Westdeutschen besetzt sind.

«Wenn es um Gerichtspräsidenten, Chefs von Finanzämtern oder Rektoren von Universitäten geht, dann gibt es nach 30 Jahren keine tragfähige Begründung mehr, warum sich die mangelnde Repräsentanz von Ostdeutschen immer weiter fortsetzt», sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). «Es ist nämlich so, dass sich diese Eliten aus sich selbst heraus rekrutieren. Sie sind üblicherweise mit männlichen Altbundesdeutschen besetzt.»

Mal den aus Mecklenburg-Vorpommern statt aus Bayern nehmen

Wanderwitz sagte demnach weiter, im Rahmen des Beamtenrechts müsse an dieser Stelle ganz genau hingeschaut werden. «Wenn sich an der fehlenden Repräsentanz der Ostdeutschen in den Eliten nichts ändert, dann werden wir der Ost-West-Probleme nicht Herr werden. Wenn wir sehen, dass es Disproportionalitäten gibt, dann müssen wir bei gleicher Qualifikation mal den aus Mecklenburg nehmen und nicht den aus Bayern. Das ist definitiv ein Thema, an dem wir dran bleiben müssen.»

Gegen eine Ossi-Quote

Eine Ost-Quote führe allerdings «ins Elend», schon weil man ja gar nicht mehr genau sagen könne, wer eigentlich «Ossi» ist.

Laut einer Studie der Universität Leipzig aus dem Jahr 2016 besetzen Menschen mit Ost-Hintergrund lediglich 1,7 Prozent aller betrachteten Führungspositionen in Deutschland. Ihr Bevölkerungsanteil beträgt jedoch 17 Prozent.