Erfurt. So eskaliert der Streit zwischen der rot-rot-grünen Regierung und der CDU um die Verantwortung für den jahrelangen Stellenschwund.

Der Streit um die Verantwortung für den Personalschwund bei der Thüringer Polizei geht in eine neue Runde. „Im Vergleich zu 2014 sind landesweit 374 Dienstposten im Polizeivollzugsdienst unbesetzt“, kritisierte gestern CDU-Innenexperte Raymond Walk. Das entspreche 187 Streifenwagenbesatzungen oder 30 Streifenwagen, die rund um die Uhr weniger unterwegs im Land seien.

Er wundere sich sehr über diese Äußerung, reagiert ein Sprecher des Innenministeriums. Sei es doch die CDU gewesen, die über lange Jahre den Stellenabbau in Thüringen per Gesetz vorangetrieben und so die Polizei personell geschwächt habe. Deshalb gelinge es im nächsten Jahr erstmals seit Langem wieder, dass mehr Polizisten eingestellt werden, als in den Ruhestand ausscheiden. Das sei nur möglich, weil die rot-rot-grüne Koalition in den Vorjahren die Zahlen der Polizeianwärter systematisch erhöht habe, fügte der Behördensprecher an.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für eine differenzierte Kritik beim Stellenabbau aus. Denn die derzeitige Landesregierung habe im Gegensatz zu Schwarz-Rot davor die Einstellungszahlen in den vergangenen Jahren deutlich erhöht.

Diese Steigerung der Ausbildungszahlen stellt das Bildungszentrum der Polizei in Meiningen vor große Herausforderungen. Denn die Ausbildung konkurriert mit anderen Bundesländern und der Bundespolizei, die auch alle auf der Suche nach erfolgreichen Bewerbern sind.

Allein für den Anwärter-Lehrgang sowie das Studium zum gehobenen Dienst, die beide Anfang Oktober beginnen, wurden 1888 Bewerberinnen und Bewerber getestet, teilte das Bildungszentrum mit. Insgesamt 260 Anwärterinnen und Anwärter steigen in die Ausbildung zu Thüringer Polizisten ein. 50 von ihnen per Studium mit dem Ziel, im gehobenen Dienst als Kommissare zu beginnen.

In den nächsten Jahren könnten die Ausbildungszahlen ähnlich hoch sein. Zwischen 2021 und 2025 sollen insgesamt 1160 Polizeianwärter eingestellt werden.

Zwei Werbegesichter sollen Polizeiberuf interessanter machen

Damit steht die Landespolizei enorm unter Druck, weil auch die anderen Länder und der Bund künftige Polizisten suchen. Um auf den Beruf noch einmal intensiv aufmerksam zu machen, hat die Polizei deshalb eine Werbekampagne gestartet. Benita Bauer und Alexander Albinus sollen junge Leute für den Polizeiberuf im Freistaat interessieren oder deren Eltern darauf aufmerksam machen, damit diese vielleicht mit ihren Kindern auch über eine solche Perspektive sprechen.

Beide befinden sich aktuell noch selber in der Thüringer Polizeiausbildung. Alexander Albinus wird diese in zwei Wochen beenden und dann zum Kommissar ernannt werden. Benita Bauer hat noch ein weiteres Ausbildungsjahr vor sich, bevor sie als Polizeimeisterin in den mittleren Dienst wechselt.

Noch habe die Kampagne nur wenig Auswirkungen auf ihr Leben, erzählen beide, als sie in Erfurt die künftige Uniform der Thüringer Polizei vorstellen. Weil sie in dem Video und auf Plakaten in Uniform zu sehen seien, würden sie bisher auf der Straße nur selten erkannt darauf angesprochen, erzählen beide.

Dass mit einer deutlich dunkleren Uniform und der achteckigen Mütze für die Thüringer Polizei geworben wird, fällt auf. Die Beamtinnen und Beamten im Freistaat vollziehen diesen Kleidungswechsel nächstes Jahr und werden dann immer häufiger im dunklen Blau ihren Dienst versehen. Bereits ab Oktober dürfen sich die neuen Anwärter mit den künftigen Uniformen einkleiden.

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