Elmar Otto über eine Passion des Ministerpräsidenten.

Darf ein Ministerpräsident auf seinem Handy Spiele zocken? Natürlich! Warum denn nicht. Als Bodo Ramelow seine Leidenschaft für das Puzzle- Computerspiel Candy Crush bereits im Wahlkampf öffentlich machte, entstand daraus sogar ein selbstironischer Beitrag zum Umgang mit modernen Medien.

Als er am Wochenende an einem Gespräch der Audio-Plattform Clubhouse teilnahm, gab er erneut preis, dass er Candy Crush spielt - allerdings während er mit seinen Ministerpräsidentenkollegen und der Kanzlerin über die Corona-Pandemie videokonferiert.

Harsche Kritik an Ramelows Aussagen auf Clubhouse: „Respektlos und überheblich“

Nun kann man sagen: Der Ramelow ist wenigstens ehrlich. Jetzt soll mir doch keiner erzählen, dass die anderen nicht auch im Schatten des Kamerawinkels etwas anderes machen. Schließlich dauern die Debatten Stunden.

Aber was Ramelow verkennt, ist der Eindruck, den er bei vielen in der Öffentlichkeit hinterlässt. Dabei steht doch außer Frage, dass er mit vollem Einsatz im Kampf gegen die Corona-Pandemie dabei ist. Fehler macht, wie andere auch. Seinen Kurs korrigieren muss, wie andere auch.

Niemand spricht ihm ab, dass es ihm in der Krise um die Menschen und ihr Leben geht. Aber jetzt bleibt zunächst hängen: Während der Freistaat weiter mit höchsten Infektionszahlen und seiner Impfstrategie bundesweit von sich reden macht, sorgt der Regierungschef mit seiner Passion für Handyspiele für Schlagzeilen und nennt die Kanzlerin auch noch wenig respektvoll "Merkelchen".

Damit schadet er der eigenen Politik. Gestern Abend schien er das einzusehen. Ein bisschen zumindest.