Erfurt. Thüringen verzeichnet einen neuen Höchststand bei den Neuinfektionen. Gesundheitsministerin Werner (Linke) bezeichnet die Lage als besorgniserregend.

Mit mehr als 1000 Corona-Infektionen verzeichnete Thüringen am Freitag einen neuen Höchststand. An der Spitze liegt der Saale-Orla-Kreis mit 120 neu Infizierten, das sind über 100 mehr als vor einer Woche. Alle aktuellen Entwicklungen im kostenlosen Corona-Liveblog

Im Altenburger Land wurden 105 Neuinfektionen gezählt, Schmalkalden-Meiningen kommt auf 89, Erfurt auf 77 Infektionen. Am niedrigsten ist die Rate in Eisenach mit 4 neuen Fällen. Thüringen ist damit nach Sachsen das Bundesland mit der höchsten Sieben-Tages-Inzidenz, aktuell liegt der Wert bei 160. Die Zahl der mit Covid-19 Gestorbenen erhöhte sich seit Donnerstag um 11 auf 405.

Im besonders betroffenen Saale-Orla-Kreis sind laut Amtsarzt Torsten Bossert mindestens drei Pflegeheime von Schließung bedroht. Dem Gesundheitsamt drohe das Ausbruchsgeschehen zu entgleiten. Der Landkreis plant erstmals in Thüringen Ausgangsbeschränkungen. Wie das Landratsamt bestätigte, sollen dafür über das Wochenende die Allgemeinverfügung erarbeitet und Sperrzeiten festgelegt werden.

Ministerium plant vorerst keine Verschärfungen

Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) berief am Nachmittag eine Krisensitzung des wissenschaftlichen Corona-Beirates ein. Die Lage sei besorgniserregend. Aktuelle Hygiene- und Abstandsregeln allein schützten nicht vor Ansteckungen, die Menschen müssten auch ihre Kontakte weiter einschränken, sagte Werner nach der Videokonferenz. Intensivere Kontakte in ländlichen Regionen führten dort auch zu höheren Infektionszahlen. Weitere Verschärfungen des Teil-Lockdowns soll es vorerst aber nicht geben. Man appelliere an die Bürger und könne mit der Eindämmungsverordnung gut auf lokale Hotspots reagieren, sagte die Ministerin.

Chef-Infektiologe mahnt Zusammenarbeit bei Infektionen in Pflegeheimen an

Mathias Pletz, Chef-Infektiologe am Uniklinikum in Jena, begrüßte Empfehlungen der WHO, Masken auch im privaten Umfeld zu tragen. Regionen, die im Frühjahr glimpflich durch die erste Welle kamen, holten jetzt Infektionen nach, was zum einen an einer geringeren Herdenimmunität und zum anderen an größerer Sorglosigkeit der Menschen liegen könne. Mit Blick auf Infektionen in Altenheimen mahnte Pletz die frühzeitige Zusammenarbeit von Pflegepersonal sowie Haus- und Klinikärzten an. „Bei einem Ausbruch in einem Jenaer Seniorenheim konnten wir so die Sterblichkeit erheblich senken“, sagte Pletz.