Erfurt. Keine Fernzüge, kaum Regionalbahnen – aber Nahverkehr und offene Autobahnen in Thüringen. Was Sie am Montag in Thüringen erwartet:

Der Abflugplan am Flughafen Erfurt gestaltet sich traditionell eher übersichtlich. Am Montag etwa soll eine Maschine gen Fuerteventura starten und eine nach Antalya. Das war’s.

Aber immerhin: Sie starten. „Es wird ein regulärer Flugbetrieb stattfinden“, teilt eine Sprecherin dieser Zeitung mit. Für die Mitarbeiter der Flughafengesellschaft bestehe ein Haustarifvertrag, über den derzeit nicht verhandelt werde.

An vielen anderen deutschen Flughäfen ist die Situation anders. Weil die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi auch die Beschäftigten im Bereich der Luftsicherheit zum Warnstreik aufgerufen hat, fallen dort viele bis alle Flüge aus.

Forderung nach mehr Einkommen

Und das ist längst nicht alles. Bereits Donnerstag hatten die Warnstreiks begonnen. In Thüringen waren Stadtverwaltungen, Jobcenter, Kindergärten oder die Müllabfuhr betroffen, Hunderte Menschen demonstrierten. In Leipzig fuhren Busse und Bahnen nicht mehr.

Es geht um viel Geld. Für die etwa 2,5 Millionen Beschäftigten im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen fordert Verdi 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro zusätzlich im Monat.

Und: Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verlangt für ihre 230.000 Beschäftigten 12 Prozent mehr oder mindestens 650 Euro zusätzlich, und dies bei einer Laufzeit von 12 Monaten.

Die beiden Gewerkschaften haben, was eher selten vorkommt, ihre Streiks miteinander koordiniert – und lassen sie am Sonntag um Mitternacht kulminieren. Betroffen ist dann vor allem die Deutsche Bahn.

Montag fahren keine Fernzüge – und wenige Regionalbahnen

Der Konzern hat bereits angekündigt, seinen gesamten Fernverkehr am Montag einzustellen. Beeinträchtigungen könnte es von Sonntagabend bis in den Dienstag hinein geben. Auch viele Züge von DB Regio dürften betroffen sein. Zumindest können Kunden, die bis Donnerstag für diesen Zeitraum Tickets gebucht hatten, sie bis einschließlich 4. April flexibel nutzen.

Dabei ist die Situation für Fernreisende über Erfurt schon komplex genug. Die ICE-Strecke Berlin-München ist für eine Woche zwischen Bamberg und Nürnberg wegen Bauarbeiten gesperrt. Der Zug fährt daher von Erfurt nicht durch den Thüringer Wald nach Bamberg, sondern über Fulda und Würzburg.

Busse und Straßenbahnen nicht direkt betroffen

Auch im Regionalverkehr müssen sich Reisende auf viele Ausfälle einstellen. Dies gilt nicht nur für DB Regio, sondern auch für die Privatbahnen. „Es ist noch nicht abzusehen, in welchem Umfang wir betroffen sein werden“, sagte ein Sprecher von Abellio dieser Zeitung. Die größte Unsicherheit sei das Streckennetz: „Wenn Fahrdienstleiter nicht da, können wir nicht fahren.“ Auch ein lokaler Inselbetrieb ergebe keinen Sinn.

Dennoch könnte sich zumindest in den Thüringer Kommunen das Verkehrschaos in Grenzen halten. Denn offiziell bestreikt Verdi den hiesigen öffentlichen Nahverkehr nicht – im Unterschied zu den Nachbarländern Bayern, Sachsen und Hessen sowie Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz. Thüringer Busse und Straßenbahnen dürften demnach fahren. Die Erfurter Evag teilte etwa mit, dass der normale Fahrplan gelte.

Tunnel sollen geöffnet bleiben

Und was ist mit den Autobahnen? Auch das dortige Personal hat Verdi zu Streiks aufgerufen. In Thüringen wird der Betrieb aller 14 Straßentunnel etwa rund um die Uhr durch die zentrale Betriebsleitstelle in Zella-Mehlis überwacht.

Die Auswirkungen dort würden sich in Grenzen halten, hieß es jedoch auf Anfrage von der Autobahn GmbH. So würden „Notdienstvereinbarungen geschlossen, um zum Beispiel Tunnelschließungen zu vermeiden“. Man sei „im intensiven Austausch mit allen Beteiligten, um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten“. Auch der Winterdienst auf den Autobahnen soll am Montag für den Fall abgesichert sein, dass es noch einmal wie angekündigt zu einem kurzen Wintereinbruch kommt. „Auch darauf liegt unser Fokus“, sagte ein Sprecher der Autobahngesellschaft.

Kostenlose Streikhotline für DB-Bahnkunden: 08000 99 66 33