Erfurt. Die SPD in Thüringen favorisiert Boris Pistorius und Petra Köpping für den Parteivorsitz. Landeschef Wolfgang Tiefensee plant einen entsprechenden Landesvorstandsbeschluss für das Duo aus Sachsen und Niedersachsen.

Die Thüringer SPD-Spitze favorisiert Petra Köpping und Boris Pistorius als neue Bundesvorsitzende. Er werde dem Landesvorstand vorschlagen, die sächsische Integrationsministerin und den niedersächsischen Innenminister offiziell bei ihrer Bewerbung zu unterstützen, sagte Landeschef Wolfgang Tiefensee dieser Zeitung. „Das sind zwei ganz starke Leute.“ Wichtig sei, dass mit Köpping eine besonders versierte Politikerin aus Ostdeutschland antrete, erklärte der Wirtschaftsminister.

Bewerber benötigen die Unterstützung von fünf Unterbezirken, fünf Bezirken oder einem Landesverband. Offiziell besitzen Pistorius und Köpping – die in Nordhausen geboren wurde – diese formale Voraussetzung noch nicht, wobei intern bereits mehrere niedersächsische Parteibezirke die Nominierung planen sollen.

Auch Thüringens SPD-Innenminister Georg Maier warb für das Duo. Sein niedersächsischer Amtskollege sei ein profilierter Innenpolitiker mit kommunalem Hintergrund. „Aus meiner Sicht ist das auch genau das richtige Profil zurzeit“, sagte Maier. Er erlebe Pistorius bei der Innenministerkonferenz als durchsetzungsstarken Verhandlungsführer der SPD: „Wenn ich jemandem zutraue, das Willy-Brandt-Haus wieder schlagkräftig zu machen, dann ihm.“

Unterstützung auch in der sächsischen SPD

Maier erklärte, dass er Pistorius mit Petra Köpping zusammengebracht habe. „Der Austausch der Handynummern lief über mich, weil ich beide gut kenne und schätze.“ Er habe unbedingt gewollt, dass eine profilierte Ostpolitikerin mit ins Rennen gehe. „Petra Köpping hat gezeigt, dass sie den Menschen hier aus der Seele spricht“, sagte er. „Wenn wir als Ost-SPD unsere Chancen deutlich verbessern wollen, dann brauchen wir Leute wie Köpping ganz oben.“

Auch in der sächsischen SPD gibt es Unterstützung für die heimische Ministerin und Pistorius. Die beiden Kandidaten waren am Sonntag vom Landeschef und Wirtschaftsminister Martin Dulig vorgestellt worden.

Pistorius und Köpping sind nur eines von mehreren Kandidatenteams für die Nachfolge der zurückgetretenen Parteichefin Andrea Nahles. Inzwischen kandidieren sieben Duos und drei Einzelbewerber. Gestern kündigte die Brandenburger Landtagsabgeordnete Klara Geywitz ihre Co-Kandidatur mit Vizekanzler und Finanzminister Olaf Scholz an. Allerdings haben nur Europa-Staatsminister Michael Roth und die ehemalige nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann sowie die Bundestagsabgeordneten Karl Lauterbach und Nina Scheer bereits die nötige formale Unterstützung. Hinzu kommen die Teams aus Gesine Schwan und Parteivize Ralf Stegner, den Kommunalpolitikern Simone Lange (Flensburg, in Rudolstadt aufgewachsen) und Alexander Ahrens (Bautzen) sowie Hilde Mattheis und Dierk Hirschel. Einzelkandidaten sind Karl-Heinz Brunner, Robert Maier und Hans Wallow.

Bewerbungsfrist läuft noch bis 1. September

Hingegen haben nach Bundesfamilienministerin Franziska Giffey und den drei Interims-Parteichefs Thorsten Schäfer-Gümbel, Manuela Schwesig und Malu Dreyer auch der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil und Generalsekretär Lars Klingbeil abgesagt.

Die Bewerbungsfrist bei der SPD läuft noch bis 1. September, dem Tag der Landtagswahlen in Sachsen und Brandenburg. Nach 23 Regionalkonferenzen – in Erfurt ist eine für den 11. September geplant– beginnt die Urwahl unter allen Parteimitgliedern. Das Ergebnis soll am 26. Oktober verkündet werden, also nur einen Tag vor der Landtagswahl in Thüringen.