Erfurt. Die angekündigte Gesetzesreform basiert auf einem gemeinsamen Vorstoß von Arbeitgeberverband und Gewerkschaftsbund. Verdi-Chef Frank Bsirske ist erleichtert, dass es dem Wirtschaftsministerium nicht gelungen sei, die Vereinbarung „ins Leere laufen zu lassen“.

Die gesetzliche Regelung zu einem Mindestlohn für Auszubildende in Deutschland hält der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, Frank Bsirske, für überfällig.

Er begrüße die Absicht, einen Sockelbetrag für die Entlohnung von Lehrlingen einzuführen, sagte der Verdi-Chef im Redaktionsgespräch bei einem Besuch in Erfurt. Die geplante Mindestausbildungsvergütung gehe zurück auf einen gemeinsamen Vorstoß vom Deutschen Gewerkschaftsbund und der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, berichtete Frank Bsirske.

Er zeigte sich erleichtert darüber, dass es dem Wirtschaftsministerium nicht gelungen sei, die Vereinbarung „ins Leere laufen zu lassen“. Dort hatte man den Vorschlag unterbreitet, den Mindestlohn für die Auszubildenden an das Bafög zu koppeln. Diese Unterstützungsleistung für Studenten sei über mehr als ein Jahrzehnt nicht an die allgemeine Einkommensentwicklung in Deutschland angepasst und entsprechend erhöht worden, kritisierte der Gewerkschafter.

Dagegen sehen die aktuellen Pläne aus dem Bundesbildungsministerium vor, dass Lehrlinge künftig im ersten Ausbildungsjahr ab 2020 eine Mindestvergütung von 515 Euro pro Monat erhalten sollen. Und auch die weitere Entwicklung der Bezüge werde in dem Gesetzentwurf – der am Mittwoch dem Bundeskabinett vorgestellt und von diesem beschlossen werden soll – bereits geregelt. Demnach steigt der Satz in den Folgejahren 2021 auf 550 Euro, 2022 auf 585 Euro und ab 2023 auf 620 Euro. Im zweiten und dritten Lehrjahr seien ebenfalls weitere Erhöhungen geplant.

In Erfurt traf sich Bsirske am Montag auch mit dem Chef des Regionalverbandes Mitte-West der Arbeiterwohlfahrt Frank Albrecht. Beide kündigten an, noch 2019 einen eigenen Tarifvertrag für die 1200 Beschäftigten aushandeln zu wollen. In der kommenden Woche starten in Leipzig die Tarifverhandlungen für die Beschäftigten im Einzel- und Versandhandel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Gewerkschaft fordert zwei Cent mehr pro Minute, eine um 100 Euro höhere Vergütung für Auszubildende und drei zusätzliche freie Gesundheitstage nur für Verdi-Mitglieder. Verhandelt wird am 22. Mai in Weimar.

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