Hanno Müller zur Botschaft der Wahl des SPD-Vorstandes.

Der Thüringer Christoph Matschie hat es nicht wieder in den SPD-Vorstand geschafft. So weit, so erwartet, könnte man sagen. Traditionell haben es die mitgliederschwachen Ost-Landesverbände schwer, ihre Kandidaten durchzusetzen. Schon bei seiner ersten Vorstandswahl 2013 musste Matschie zwei Mal antreten. Erschwerend kam dieses Mal die mit Kostenargumenten begründete Reduzierung des Spitzengremiums von 40 auf 34 Köpfe hinzu.

Auch die SPD in Thüringen muss sich fragen lassen, warum sie so wenig Gewicht bei den Bundes-Genossen hat. Dass es bei 16 Landesverbänden rein arithmetisch nicht mal für eine Stimme aus Thüringen an der Parteispitze gereicht hat, nimmt allerdings auch das neue Führungsduo als schwere Hypothek mit in den Aufbruch. Esken und Walter-Borjans haben nicht mal versucht, ihr Wort in die Waagschale zu legen. So gern und so laut die Genossen öffentlich das Solidaritätslied schmettern – wird es eng, ist es vorbei mit der Solidarität. Dann ist das Ziel, allen Landesverbänden Einfluss auf die Politik in Berlin zu gewähren, Makulatur. Stattdessen greift die alte Hackordnung der Stärkeren, und sollte dann noch was übrig bleiben, dürfen auch die Ostgenossen ein bissel mitmachen.

Die Botschaft ist verheerend und gießt Öl ins Feuer derer, die 30 Jahre nach der Wende eine neue Ost-West-Konfrontation anheizen. Viele Ostdeutsche fragen sich gerade, was von ihrem Leben geblieben ist und welche Rolle sie im Einheitsprozess spielen durften und dürfen. Was nützen zum Beispiel Beteuerungen, dass die westdeutsch dominierte Treuhand nur ein Unfall aus Unerfahrenheit war, wenn sich am Muster nichts ändert.

All das passt zum Bild, dass die SPD gerade abgibt. Da werden fleißig Beschlüsse gefasst, die mit dem Regierungspartner Union nicht zu machen sind, die angesichts der eigenen Schwäche ohne die große Koalition aber erst Recht keine Chance haben. Versinkt die Partei dann tatsächlich in der Opposition, werden ihr in Thüringen noch weniger eine Träne nachweinen.