„Wahnsinn, was viele von uns im November 1989 erleben durften!“ Auch 30 Jahre danach geht mir das manchmal durch den Kopf, wenn ich vor dem Fernseher sitze und die ...

„Wahnsinn, was viele von uns im November 1989 erleben durften!“ Auch 30 Jahre danach geht mir das manchmal durch den Kopf, wenn ich vor dem Fernseher sitze und die Bilder wieder sehe. Für alle, die alles live miterlebt haben, ist und bleibt es der reine Wahnsinn! Die Mauer in Berlin wurde am 9.11.1989 tatsächlich geöffnet. Einfach so, durch eine Verkettung glücklicher Umstände. Was noch Monate, ja Tage, Stunden und Minuten vorher unmöglich erschien, das wurde mit einem Mal über Nacht wahr. Ohne Panzer, ohne Aufstände, ohne Blutvergießen. Das Unmögliche wurde wahr, auf ganz friedliche Weise. Ich sehe noch die Menschenmassen an diesem Donnerstag mit ihren Kerzen und Plakaten auf dem Domplatz in Erfurt. Es war kühl, aber die Atmosphäre war kochend. Betrunkene riefen laut beim Vorbeigehen: „Morgen geht die Mauer auf!“ Und wir, zitternd vor Angst und Kälte, mit Kerzen in den Händen, konnten nur den Kopf schütteln. „Blödsinn: Von wegen Mauer auf!“ Stunden später überschlugen sich die Nachrichten.Bis heute ist und bleibt es ein Wunder. Da passierte etwas, was allen Erwartungen völlig widersprach. Am 12. November 1989 öffnete sich auch das Tor bei meinem Heimatdorf Hohengandern. Ich wusste gar nicht, dass wir in der DDR so viele Autos hatten. Vom Grenzverlauf ist (leider) kaum noch was zu sehen. Die Grenzzäune werden als Einfassungen für Komposthaufen, Tiergehege u.v.m. verwendet! Ich habe mir Kreuze aus Grenzzaun schneiden lassen. Erinnerungsstücke, die ich schon zu vielen großen Wallfahrtsorten der Welt mitgenommen habe. Sie sollen Menschen Mut machen, immer an Wunder zu glauben, auch wenn alles dagegen spricht.