Deuna. Bundesweite Aktion will sich gegen geplantes Agrarpaket und ungerechte Behandlung stark machen. Ein Berufsstand wehrt sich gegen vielfältige Kritik.

Es ist 6.45 Uhr und draußen noch dunkel. Doch von Müdigkeit ist bei den Bauern, die auf dem Gelände der Agrar GmbH Am Dün in Deuna stehen und warten, nichts zu sehen. Nach und nach rollen die Traktoren am Dienstagmorgen auf den Hof. Gemeinsam soll es Richtung Erfurt gehen.

Die Eichsfelder Bauern nehmen nämlich an der bundesweites Protestaktion unter dem Motto „Land schafft Verbindung – wir rufen zu Tisch“ teil. Dabei ist nach dem Treffen auf dem AHG-Gelände in der Erfurter Blumenstraße ein Traktor-Korso durch die Stadt geplant. Die Bauern wollen damit gegen das von der Bundesregierung geplante Agrarpaket und die Verschärfung der Düngeverordnung demonstrieren. Außerdem gehe es ihnen gehörig auf den Zeiger, dass die Bauern für alles, was in der Landwirtschaft schief läuft, verantwortlich gemacht werden.

Die 20 Mitarbeiter und Chefs aus zahlreichen Eichsfelder Betrieben kommen unter anderem aus Heiligenstadt, Rüdigershagen, Kalteneber, Deuna und Breitenworbis, aber auch aus Beberstedt und Schiedungen. Und es sind zum Großteil junge Menschen, die für etwas einstehen wollen.

Dabei geht es ihnen zum Beispiel darum, dass das Agrarpaket vorsieht, in bestimmten Gebieten nicht mehr bedarfsgerecht düngen zu dürfen, erklärt Andreas Fernekorn, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes. „Die Verordnungen sind da sehr stringent. Uns Bauern ist Tier- und Naturschutz durchaus wichtig, aber bitte mit Augenmaß. Uns muss Platz gelassen werden, um zu überleben.“

20 Prozent unterhalb des Bedarfs soll bald nur noch gedüngt werden dürfen. „Damit lassen wir unsere Pflanzen hungern und werden auch weniger Erträge haben“, sagt Mario Reinhold von der Deunaer Agrar GmbH Am Dün. „Die Gülle, die wir auf die Felder bringen, stammt ja von unseren Tieren. Das ist ein Kreislauf.“

Außerdem werde die Nitratbelastung der Böden und der Gewässer ausschließlich der Landwirtschaft angelastet, fügt Wilfried Sondermann von der Agrarproduktion Breitenworbis hinzu. Er richtet den Blick noch weiter in die Ferne und spricht das Mercusor-Abkommen an. Das sieht vor, zwischen der Europäischen Union und vier südamerikanischen Ländern eine große Freihandelszone aufzubauen. „So kommen Lebensmittel zu Billigpreisen ins Land, die unter anderen Auflagen als hierzulande produziert wurden. Das ist Wettbewerbsverzerrung. Wie dort mit der Umwelt umgegangen wird, ist nicht in Ordnung. Denn für die Weide- und Ackerflächen wird großflächig Brandrodung betrieben.“

Ein weiterer Punkt, auf den die Bauern aufmerksam machen wollen, ist das sogenannte Bauern-Bashing (zu deutsch: Niedermachen). „Die Politik und die Nichtregierungsorganisationen stellen unseren Berufsstand mittlerweile unsachlich und ideologisiert dar“, sagt Andreas Fernekorn. „Der Bauernstand ist ein Traditionsstand, aber es wird gesagt, dass wir die Umwelt kaputt machen und Tiere quälen würden.“ Da müsse man dagegenhalten. „Das Eichsfeld hat eine große Tradition, was Direktvermarktung angeht. Unter den geplanten verschärften Bedingungen können, zugespitzt gesagt, diese Produkte vielleicht zukünftig nicht mehr so produziert werden.“

Es ist 7.45 Uhr, und es beginnt, zu dämmern. Zweieinhalb Stunden werden die Bauern unterwegs sein und dabei für so manchen Stau sorgen, denn der Korso besteht am Ende aus 15 Traktoren, die sich mit Rundumleuchten dann langsam den Hagenschen Wald hinauf schlängeln.