Großburschla. Von ergreifenden Momenten und herzlichen Begegnungen waren die dreitägigen Feierlichkeiten anlässlich der Grenzöffnung vor 30 Jahren geprägt.

Wie beklemmend und gefährlich die Situation einst für die Menschen an der innerdeutschen Grenze im Werratal gewesen war, schilderte Großburschlas evangelische Pfarrerin Silvia Frank zu Beginn des ökumenischen Festgottesdienstes in St. Bonifatius. „Man konnte in Großburschla buchstäblich den Waffen in die Mündungen schauen.“

Vor 30 Jahren seien dann Kerzen und Gebete das Rüstzeug der Menschen gewesen, als sie auf die Straßen bis zur gesperrten Brücke gingen. Am 13. November 1989 wurde dort der trennende Zaun zu den hessischen Nachbarn in Heldra und Altenburschla geöffnet. Dass gerade hier die Trennung besonders schmerzlich zu spüren gewesen sei, erinnerte die evangelische Bischöfin Beate Hofmann.

Dank und Anerkennung

Doch heute solle die Dankbarkeit über die geschenkte Freiheit im Vordergrund stehen. „Wer den 9. November 1989 bewusst miterlebt hat, wird die berauschende und beglückende Erfahrung nicht vergessen“, sagte Erfurts katholischer Bischof Ulrich Neymeyr. „Die friedliche Revolution ist das Werk vieler Menschen, denen Dank und Anerkennung gebührt.“

An diesem Jubeltag vergesse man aber auch nicht, dass dieser Tag der Gedenktag an die Zerstörung der jüdischen Synagogen sei. Denen, die damals in den Gottesdiensten gewesen seien und auch denen, die die Waffen abgelegt und sich friedlich abgerüstet hätten, gebühre heute der Dank, betonte Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) später im Festzelt auf der einstigen Trennlinie zwischen Heldra und Großburschla.

Gemeinschaft statt Spaltung

Und auch Ramelow ging in seiner Ansprache vom 9. November 1989 als schönsten Tag der Deutschen auf den schlimmsten Tag, den 9. November 1938, über. Einem Tag, der sich nie wiederholen dürfe. „Wir sollten versuchen, die Menschen beieinander zu halten und nicht zu spalten“, plädierte Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) unter lautstarkem Beifall der Gäste im bis auf den letzten Platz gefüllten Festzelt.

Den Geist der Zuversicht und des Mutes sollten alle mitnehmen. Auf dem Weg von der Kirche hin zur Werrabrücke bildeten Trachtenvereine aus Hessen und Thüringen Spalier und verteilten an die Ehrengäste sowie Teilnehmer des Festzuges weiße Rosen und Nelken. Diese wurden dann vor einer durch die beiden Ministerpräsidenten eingeweihten Gedenktafel auf der Werrabrücke niedergelegt.

An dieser Stelle wird an die Opfer der deutschen Teilung erinnert. Etwa 1000 Menschen aus der hessischen und thüringischen Werraregion sowie aus dem Eichsfeld hatten im Anschluss an die Festveranstaltung auf einer großen Wiese mit Farbtafeln in Schwarz, Rot und Gold das Wort „Freiheit“ gebildet.

Gesprächsrunde mit Bürgermeistern

Das von einer Drohne des Hessischen Rundfunks aufgenommene Bild ging dann sofort rund um die Welt. In dessen abendlicher Livesendung aus Wanfried gab es neben einer Zusammenfassung der Jubiläumsfeiern eine Gesprächsrunde mit den Bürgermeistern Michael Reinz (Treffurt), Wilhelm Gebhard (Wanfried), Andreas Henning (Südeichsfeld), Martin Kozber (Geismar) und Thomas Mäurer (Weißenborn).

Unter deren Regie liefen die rundum gelungenen Festlichkeiten zwischen dem 8. und 10. November. „Unsere Erwartungen und die Teilnahme in Erinnerung an die denkwürdigen Ereignisse der Grenzöffnung vor 30 Jahren sind weit übertroffen worden“, resümierte Südeichsfeld-Bürgermeister Andreas Henning (parteilos).

Dem schloss sich auch Geismars Bürgermeister Martin Kozber (CDU) an, der nach dem ernüchternden Ergebnis der Landtagswahl zunächst etwas skeptisch gewesen war, dass die Jubiläumsfeiern überhaupt angenommen würden. „Ich bin riesig stolz darüber, dass sich die Bürger mit ihrer Teilnahme an unsere organisierten Veranstaltungen für die Werte von Demokratie und Freiheit einsetzen.“