Faulungen. Mit merkwürdigen Essenskombinationen und jeder Menge Sahne im Gesicht werden zwei Neue im Kreis der Kirmesburschen aufgenommen. Einer der beiden kommt aus einem anderen Eichsfelddorf.

Jakob Fischer und Aaron Völker sind die beiden Neuen im Kirmesverein Faulungen. Um die sogenannten Erstlinge gebührend bei den Kirmesburschen willkommen zu heißen, gibt es zur Faulunger Kirmes eine langjährige Tradition: die Erstlingsweihe.

Für Jakob und Aaron hat die Weihe zur diesjährigen Kirmes schon am Sonntag beim Umzug begonnen. Dort sind sie als die gallischen Helden Asterix und Obelix verkleidet mitgelaufen. Die eigentliche Prüfung mussten die beiden Männer dann am Montagnachmittag über sich ergehen lassen. Ungenießbare Tränke trinken und merkwürdige Speisenkombinationen essen war ein Teil der Aufgabenstellung. „Wir müssen die Standfestigkeit des Magens überprüfen, bevor wir jemanden bei uns aufnehmen“, sagt der Vorstandsvorsitzende des Kirmesvereins, Christian Völker. Auch ein Quiz und kleinere Spiele gehörten zur Prüfung.

Während Aaron als gebürtiger Faulunger bekannt und in die Kirmestraditionen hineingewachsen ist, musste sich Jakob erst als „echter Faulunger“ beweisen, wie er selbst sagt. Der 23-jährige Struther kam vor etwa sieben Jahren das erste Mal mit Faulunger Gepflogenheiten in Berührung, als er mit seiner Freundin, der derzeit amtierenden Faulunger Muskönigin Alexandra Müller, zusammenkam. Die war am Montag doch ein bisschen aufgeregt, als ihr Jakob seine „Erstlingsprüfung“ ablegte. „Es ist schon etwas anderes, wenn ein neuer Kirmesbursche nicht aus dem Dorf kommt“, so die Muskönigin. Vereinsvorsitzender Christian Völker sah das etwas gelassener: „Der Junge passt gut bei uns rein.“

Souverän ließ Jakob im Obelix-Kostüm die Prüfungen über sich ergehen und schreckte auch vor der traditionellen Erstlingsrasur nicht zurück. Nachdem die Prüfungen vor Publikum im Festzelt vorüber waren, war es für Jakob und Aaron aber noch nicht getan. „Das erste Jahr ist immer das schlimmste“, sagt Christian Völker. Denn die Neulinge sind zum Kirmesende fürs Toilettenputzen, Mülleinsammeln und Aufräumen zuständig.

Trotzdem schätzt Völker die Erstlingsweihe in Faulungen als „human“ ein. „Es gibt Traditionsweihen in anderen Dörfern, die für die neuen Burschen nicht so erträglich ablaufen.“

Für Jacob und Alexandra beginnt nach der Kirmes eine spannende Zeit. In acht Wochen ist Musfest in Faulungen. Das bedeutet, dass es für Alexandra die letzten acht Wochen im Amt sind, bevor dann am 8. September eine neue Muskönigin gekrönt wird. Neben dem sprichwörtlichen weinenden Auge gibt es für das Paar auch ein lachendes. Denn nach Kirmes und Musfest heißt es für die beiden: Hochzeit vorbereiten. Alexandra und ihr nun frisch geweihter Faulunger Kirmesbursche sind seit drei Monaten verlobt.