Wingerode. Der 80-Jährige hat die Hälfte seines bisherigen Lebens in Wingerode verbracht. Der Geistliche war auch viele Jahre als Religionslehrer tätig

Mit wachen aufmerksamen Blick schlendert Pfarrer Dr. Gerhard Marx zur Kirche. Dabei hat er stets ein Auge für seine Gemeindemitglieder, für die Kirche selbst und die Anlagen rund herum. Der 80-Jährige ist seit 40 Jahren Pfarrer in Wingerode. „Das ist wirklich ungewöhnlich“, schmunzelt er.

Nach dem Abitur in Heiligenstadt beginnt der gebürtige Diedorfer sein Studium 1957 in Erfurt, schließt es 1963 erfolgreich ab und wird zum Pfarrer geweiht. Zwei Jahre verbringt der heute 80-Jährige in Niederorschel, von 1965 bis 1968 ist er in Nordhausen tätig und vier weitere Jahre, bis 1972, in Ilmenau. Bis 1979 absolviert Gerhard Marx ein Aufbaustudium in Erfurt und schreibt dort seine Doktorarbeit, bevor er zurück ins Eichsfeld, nach Wingerode kommt. Und dort nimmt er direkt seine Arbeit als Seelsorger auf. Die Zeit bis zur friedlichen Revolution 1989, aber auch die 1990er Jahre bezeichnet der Geistliche als „aufregend.“ Denn Ende der 1980er hätten die Demonstrationen und Friedensgebete begonnen. Die Kirche sei damals auch immer voll gewesen. „Denn die Menschen, die nicht alle christlich waren, wussten, dass sie dort miteinander reden können“, erzählt Gerhard Marx. Obgleich er auch weiß, dass immer wieder mitgeschrieben und kritische Anmerkungen hinsichtlich des Systems weiter gegeben wurden.

Der 4. Oktober 1984 ist in die Kirchengeschichte von Wingerode eingegangen. Denn da hat es in der Kirche gebrannt und „vieles ist kaputt gegangen.“ Es habe viele Jahre gedauert, bis der Schaden in seiner Gänze behoben wurde, sagt der Pfarrer. Wohl auch ein Grund, warum er auch nach der Wiedervereinigung in Wingerode geblieben ist.

Gerhard Marx übernimmt aber nicht nur die klassischen Aufgaben in der Gemeinde. Anfang der 1990er Jahre ist er als Religionslehrer am Staatlichen Gymnasium in Leinefelde tätig. Dort übernimmt er bis 2002 hauptsächlich die größeren Klassen. Eine Aufgabe, wie er berichtet, die ihm sehr viel Spaß gemacht hat. Denn die Schüler seien auf der einen Seite sehr interessiert gewesen, auf der anderen hätten sie kritische Fragen gehabt, die immer eine interessante Disskussion ermöglichten.

Seit 2012 ist Gerhard Marx nun pensionierter Pfarrer. Doch für den noch rüstigen 80-Jährigen ist das kein Grund, sich zurückzulehnen. Im Gegenteil. Er trifft sich alle vier Wochen mit weiteren Geistlichen in Leinefelde, um zu besprechen, was Themen der Gottesdienste sein können und wer sie hält. „Ich kann mir das dann aussuchen.“ Nebenbei kümmert er sich um das Gelände rund um die Kirche, dass dies ordentlich und gepflegt ist. Auch im Kindergarten hilft er am Jahresende bei der Abrechnung. Das Wohl seiner Gemeinde liegt Gerhard Marx noch immer am Herzen.