Heiligenstadt. Es gibt ein besonderes Geschenk aus Fulda und eine Mal-Aktion für Kinder zum Thema „Mein Schulweg“.

Ein Porträt Constanzes, der Ehefrau Theodor Storms, mit ziemlicher Sicherheit gemalt von Otto Pietsch, im Heiligenstädter Stormmuseum. Das dürfte so erwähnenswert nicht sein, wäre damit nicht die folgende Geschichte verbunden: Seit einigen Jahren kennt Detlev Krey aus Fulda das Literaturmuseum, ist interessierter Besucher der Stormtage.

Zur Eröffnung der 27. Heiligenstädter Stormtage am vergangenen Freitag überraschte er mit dem Bild aus Familienbesitz, das lange Zeit einen Raum seines Elternhauses zierte. „Hier im Museum hat es einen noch besseren Platz“, hatte der Ur-Ur-Enkel des Ehepaares Storm entschieden und erklärt, das Verwandtschaftsverhältnis gehe zurück auf die in Heiligenstadt geborene Storm-Tochter Elsabe.

Museumsleiter Gideon Haut hatte die Verbindung von Kultur, Musik, Wissenschaft und Literatur unterstrichen, die alljährlich das erste Juli-Wochenende auszeichnet. Als Vorsitzende des Stormvereins hob Monika Potrykus hervor, Storm werde in diesem Haus weiterleben. „Das Museum und sein Verein sind Bereicherung und Aushängeschild für die Region“, lobte Volker Lamprecht, Vorsitzender des Kulturausschusses der Stadt. Und er betonte, wie viel Arbeit und Mühe der Vorbereitung eines solchen Höhepunktes vorausgingen, sei kaum zu erahnen.

Antonia Günther, Museumsleiterin im Ruhestand, war sehr gern gekommen, hatte sie doch die Heiligenstädter Stormtage ins Leben gerufen. Ihre Nachfolgerin Regina Fasold, inzwischen ebenfalls Ruheständlerin, verwirklichte ihre Idee, gemeinsam mit dem Stormverein immer im Winterhalbjahr zur inzwischen nicht mehr wegzudenkenden Nachmittagsstunde „Zum Tee bei Storm“ einzuladen.

Traditionell bieten die Stormtage Vorträge namhafter in- und ausländischer Literaturwissenschaftler, diesmal am Eröffnungsabend eingeleitet von der Professorin Irmgard Roebling, die wieder sehr gern aus Osnabrück ins Eichsfeld gereist war. Sie sprach über den russischen Schriftsteller Iwan Turgenjew und Theodor Storm als Zeitgenossen. Sie seien zwar nie in inniger Freundschaft verbunden gewesen, trafen sich aber 1865 in Baden-Baden und pflegten einen, wenn auch zahlenmäßig nicht hervorhebenswerten Briefwechsel.

In ihrem Vortrag verglich die Wissenschaftlerin Storms Novelle „Immensee“ mit Turgenjews Novelle „Frühlingswogen“.

Weil immer auch eine Ausstellungseröffnung zu den Stormtagen gehört, durften sich die Besucher am Sonntag auf die Exposition mit 65 Originalen der österreichischen Künstlerin Julie Völk freuen, auf die Kathrin Jockusch, Lektorin im Gerstenberg-Verlag Hildesheim, mit ihrem sehr anregenden Einführungsvortrag neugierig machte.

Gezeigt werden unter anderem Illustrationen der Stormschen Altersnovelle „Ein Doppelgänger“. Noch am Sonnabend hatte die Künstlerin für diese Schau gearbeitet – aus besonderem Grund, denn mit der Ausstellung ist eine Malaktion für Kinder verbunden. Julie Völk präsentiert auch Illustrationen aus ihrem Kinderbuch „Wenn ich in die Schule geh“.

Auf einer 30 Meter langen Papierrolle, die in absehbarer Zeit ganz viele Kinderzeichnungen enthalten soll, hat sie am Tag vor der Eröffnung Motive aus diesem liebenswerten Buch gezeichnet.

Schulkinder können nun an dem gemeinsamen Bild zum Thema „Mein Schulweg“ weiterarbeiten. Unterstützt wird die Aktion von der Eichsfelder Verkehrswacht. Viele begeisterte Lehrkräfte, das konnte Gideon Haut berichten, hätten sich bereits gemeldet. Aber alle interessierten Kinder aus der Region, die nicht vor Ort malen oder zeichnen möchten, können ihr Schulweg-Bild im Stormmuseum abgeben.

Der Museumsleiter ermunterte seine Gäste: „Sagen Sie es gerne weiter! Wir freuen uns auf die fleißigen kleinen Maltalente!“