Worbis. Die Kirche St. Antonius in Worbis ist Station auf Arjan Breukhovens Konzert-Tour durch Frankreich, Deutschland und Österreich. Der Niederländer ist nicht zum ersten Mal hier.

Kirchweih wird gefeiert in einem Dorf in Böhmen in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Auf dem Dorfplatz hält ein Wanderzirkus Einzug. Temperamentvoll, mitreißend und lebenssprühend erklingt der „Tanz der Komödianten“ in Bedrich Smetanas (1824-1884) bekanntester Oper „Die verkaufte Braut“. Und plötzlich befinden sich für kurze Zeit die Besucher des Orgelkonzertes am Dienstag in der Worbiser Klosterkirche St. Antonius mitten unter der fröhlichen Dorfbevölkerung.

Dorthin mitgenommen hat sie ein Meister seines Fachs. Arjan Breukhoven, Organist und Komponist aus dem holländischen Rotterdam, dessen Tourneen ihn in Kirchen und Konzertsäle Europas, Australiens und der USA führen, bewies mit seinem „Tanz der Komödianten“ aus der genannten Oper seine Liebe zu Transkriptionen musikalischer Werke.

Für die Orgel bearbeitet er Titel, die eigentlich vom jeweiligen Komponisten für ein anderes Instrument oder für ein Orchester geschaffen wurden. Was andere für unmöglich halten, probiert er – so lautet hierzu seine Meinung. Johann Sebastian Bachs (1685-1750) Toccata und Fuge d-moll bildete den Auftakt zu einem unvergesslichen abendlichen Konzerterlebnis.

Eigene Variationen zu Bachs Kantate „Singet dem Herrn ein neues Lied“ hatte er ebenfalls in sein hochkarätiges Programm aufgenommen. Doch zitierte Breukhoven, nicht zuletzt mit Blick auf seine Transkriptionen und Improvisationen, vor Konzertbeginn einen seiner Lehrer. Der habe vor Jahren zu seinem Schüler gesagt: „Vielleicht kommt einmal eine Zeit, da wird man nicht nur Bach auf der Orgel spielen.“ Breukhovens Europa-Konzert-Tour im Sommer 2019 begann Anfang Juli in Paris und führt weiter durch Deutschland und Österreich. Wenn Worbis zu seinen Auftrittsorten zählt, wobei er stets selbst durch das Programm führt, ist Apotheker Gerhard Müller für die Organisation Ansprechpartner. Als der Organist 2018 auf der Orgelbank der St.-Antonius-Kirche Platz genommen hatte, entstanden hier die Aufnahmen für seine neue CD „Bach and Friends“, die er nun mitbrachte. Unter den Konzertbesuchern begrüßte er Orgelbauer Joachim Stade, einen der Geschäftsführer der Orgelbau Waltershausen GmbH. Für das Unternehmen bedeutete im Jahr 2012 die aufwendige Rekonstruktion der Öhninger-Orgel von 1696 in der Klosterkirche eine besondere Herausforderung, weist das Instrument des orgelbauenden Franziskaners Adam Öhninger nach Ansicht der Fachleute aus dem Landkreis Gotha „ziemlich einmalige Besonderheiten“ in Deutschland auf.

Mit Stehovationen bedankten sich die Zuhörer, die bereits mehrmals spontan Zwischenapplaus gespendet hatten, wie bei Claude Bénigne Balbastres (1724-1799) „Marche des Marseillios“. Im Jahre 1792, als sein Landsmann Claude Joseph Rouget de Lisle die französische Nationalhymne geschrieben und vertont hatte, komponierte Balbastre dazu seine eigene Variante. Von einem beeindruckenden Hörgenuss sprach auch ein Ehepaar aus Dresden, das gegenwärtig seinen Urlaub in Teistungen genießt. Eigentlich wollte sich der Organist einer evangelischen Kirchengemeinde das Fußballspiel seiner Mannschaft Dynamo Dresden gegen Paris Saint-Germain im Fernsehen ansehen. Doch dann hatten er und seine Frau vom Konzert Arjan Breukhovens gelesen und waren nach Worbis gefahren – ein Entschluss, den sie nicht bereut haben.