Heiligenstadt. Zum Adventsnachmittag im Literaturmuseum kamen auch Interessenten aus Dingelstädt und sogar Zwickau. Von wem stammt wohl „Von drauß vom Walde...?“

Wenn das Literaturmuseum Theodor Storm und der Stormverein im Dezember unter dem Motto „Wie Theodor Storm einst Weihnachten feierte“ einladen, ist der Zuspruch groß. Am Samstag waren unter den Gästen auch Dingelstädter und sogar solche aus Zwickau. Helene Arndt und Vater Gregor Meischner nutzten ihren Aufenthalt auf der Burg Bodenstein, um sich zum ersten Mal in Heiligenstadt und im Stormmuseum umzuschauen. Beide kennen die Erzgebirgsweihnacht und waren neugierig, zu erfahren, welche Höhepunkte anderswo zum Advent gehören. Sie wurden nicht enttäuscht. Nach dem musikalisch-literarischen Programm bastelten sie im Museumskeller kleine Weihnachtsengel. Das Kreativangebot gehört ebenso zum Stormschen Nachmittag wie die Bewirtung der Gäste mit Tee, Kaffee und den berühmten Braunen Kuchen nach einem Rezept der Familie Storm. Für das Backen in ihrer heimischen Küche fühlt sich alljährlich Vereinsvorsitzende Monika Potrykus zuständig. Museumsleiter Gideon Haut las aus weihnachtlichen Briefen des Dichters. Briefe, aus denen hervorging, wie sehr er die Tage im Dezember liebte, mit ihrer behaglichen Atmosphäre und mit für ihn so wichtigen Ritualen. Seine heile Kinderwelt holte er als Familienvater auf diese Weise in die Gegenwart. Die Zuhörer fühlten sich in den Heiligenstädter Wald versetzt, erlebten des Dichters Schilderungen in einem Brief an seinen Freund, den Kunsthistoriker Friedrich Eggert. Auf einen Baum war Theodor Storm geklettert, um für sich und seine Familie „Tannenäpfel“ zu pflücken, darauf bedacht, sich dabei nicht vom Förster erwischen zu lassen. In ihren 1913 erschienenen Erinnerungen an ihren Vater schrieb Storms Tochter Gertrud fast liebevoll: „Unser Vater war ein echter, rechter Weihnachtsmann.“ Gideon Haut lud alle Gäste ein, sich im Museum umzusehen, und machte auf das druckfrische Programm aufmerksam. Am 27. Dezember, dem letzten Werktag des alten Jahres, ist das Museum zur regulären Zeit von 10 bis 17 Uhr und am Neujahrstag von 14.30 bis 16.30 Uhr geöffnet. Was wäre ein Adventsnachmittag ohne Musik und Storm-Gedichte? Paul Krieter aus Heiligenstadt, Schüler der Eichsfelder Musikschule, bekam Beifall für seine Klavierdarbietungen. Vereinsmitglied Dietrich Seifert als Symbolfigur Theodor Storm rezitierte unter anderem das 1862 in Heiligenstadt entstandene Gedicht „Knecht Ruprecht“. Das Gedicht als Teil eines Weihnachtsrollenspiels für die Kinder ist so populär, dass viele Menschen den Autor gar nicht kennen. Hören sie die Worte „Von drauß vom Walde komm ich her; ich muß Euch sagen es weihnachtet sehr!“, denken sie an Volksgut, einst geschrieben von einem anonymen Verfasser.