Erfurt. Die Aktionsgruppe Rampensau schafft barrierefreie Übergänge in Erfurt – bewegt sich dabei aber außerhalb des Rahmens der Legalität.

Ob mit Rollator oder Rennrad: Eine hohe Bordsteinkante wird schnell hinderlich und damit zum Ärgernis. Um dem zu begegnen, befestigten Unbekannte kleine Rampen mit Mörtel oder Beton an verschiedenen Bordsteinen in Erfurt. Auf der linken Internetseite Indymedia bekennt sich eine Gruppe mit dem Namen Rampensau schriftlich dazu. Dort heißt es: die Rampen sollen Rollatoren, Rollstühlen, Fahrrädern oder Kinderwagen ermöglichen, leichter die Straße zu verlassen.

Christian Gräner, Verkehrsamt Erfurt, erklärt jedoch auf Anfrage: „Eigenmächtige Veränderung kann leider nicht als zivilgesellschaftliches Engagement gewertet werden.“ Die Rampen greifen unerlaubt in die Verkehrsanlagen ein. Den Mitgliedern der Aktionsgruppe scheint das bewusst zu sein. Sie glauben aber nicht, sich auf den Staat verlassen zu können und weil die Stadt zu wenig macht, hätten sie es nun selbst in die Hand genommen. Die Gruppe Rampensau schreibt, dass sie sich den Aktionswochen des Bündnisses Alles-muss-man-selber-machen angeschlossen habe.

Aktionsgruppe: zu viele Bordsteinkanten behindern Rollstühle

Bordsteine in Erfurt sind zwischen null und fünfzehn Zentimeter hoch. Laut Gräner seien höhere Kanten die Ausnahme und historische Überbleibsel. Wo Menschen mit Rollatoren oder Rollstühlen die Straße überqueren müssen, senke das Verkehrsamt den Bordstein so, dass er maximal drei Zentimeter hoch sei. Gar kein Bordstein sei problematisch für blinde Menschen. Sie müssten ertasten können, wo der Bürgersteig von der Straße getrennt werde.

Die Aktionsgruppe findet aber, zu viele Bordsteinkanten behindern immer noch Rollstühle und Räder. Erfurt sei, so kritisiert die Gruppe weiter, an vielen Stellen für Autos ausgelegt. Die finanziellen Ressourcen, um die Stadt für andere Fortbewegungsmittel angenehmer zu gestalten, würden in Kaufhäuser und Tourismusangebote investiert. Gräner berichtet ebenfalls, dass es an „finanziellen und personellen Ressourcen“ fehle. Wenn es um die Bordsteine gehe, sei darum noch nicht alles umgesetzt. „Diese Stellen sind der Stadt bekannt und werden sukzessive abgearbeitet.“

Der Aktionsgruppe dauerte das zu lange und nun stehen die Rampen, zum Beispiel in der Salinen- oder der Riethstraße. Es bleibt abzuwarten, was mit ihnen geschieht.

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