Erfurt. Das alte Heizwerk vom einstigen Optima-Gelände im Erfurter Brühl wird eine feste neue Veranstaltungsadresse.

Trutzig steht es im erneuertem Glanz hinter dem Theaterplatz: das alte Heizwerk vom einstigen Optima-Areal im Brühl. Das macht noch immer – beziehungsweise wieder – echt was her. Nach mehrjährigen Vorarbeiten wird bis Jahresende das Erfurter Heizwerk eine feste neue Veranstaltungsadresse in Erfurt sein. „Nicht nur für junge Leute“, verweist Andreas Tröger auf Kongresse, Lesereihen, die Bach-Wochen und vieles mehr. Im vierten Quartal beginne der Probelauf und die Inbetriebnahme, auch als Sitz diverser Firmen von Architektur bis Kultur.

Veranstaltungsadresse und Blick auf die Historie des Areals

Einen festen Platz im Haus soll dann auch der Blick auf die Historie haben, sagt Projektbeteiligter Andreas Tröger. In Vorbereitung seien eine Dauerausstellung mit Exponaten, Informationstafeln und Audio-Installationen zu Erfurts größtem Innenstadt-Zeugnis des Industriezeitalters.

Erster Interviewpartner im Zeitzeugenprojekt ist Heinz Kral (80). Mit seinen Stadtführungen und im Brühl e.V. hat sich der einstige Optimaner auf die Geschichte des Stadtteils spezialisiert. Von 1969 bis 1990 saß er mit der Abteilung Marktforschung in der Mainzerhofstraße 12. „Im selben Haus wie heute“, sagte er beim gestrigen Pressegespräch in der LEG (Landesentwicklungsgesellschaft) zum Ausstellungsprojekt im künftigen Kultur- und Eventzentrum Erfurter Heizwerk, Maximilian-Welsch-Straße. Die LEG habe sich bereits 2009 um die Industriebrache bemüht. Noch bevor eine private Investorengruppe gefunden ward, wurden das Dach und die Statik vom Heizwerk gesichert, schildert LEG-Pressesprecher Dr. Holger Wiemers. Im Vorstand des Brühl e.V. ist er zudem seit Jahren für die Stadtteil-Geschichte engagiert. Nennt als weitere Beispiele die Erarbeitung von Schautafeln quer durchs Viertel, von Publikationen zur Geschichte in der eigenen Stadtteilzeitung bis zu den künftigen Zeitzeugengeschichten in Ergänzung der Dauerausstellung im Heizwerk.

Projekt mit Optima-Erinnerungen: „Jede Geschichte zählt“

„Noch suchen wir aber Zeitzeugen“, sagt Andreas Tröger. „Jede Geschichte zählt.“ Mit Holger Wiemers besuchte er dazu sogar den Optima-Stammtisch im Seniorenclub Weitergasse. Das IMK (Institut für angewandte Marketing- und Kommunikationsforschung) erarbeitete mit den hauseigenen Interviewern einen Gesprächsleitfaden mit diversen Schwerpunkten. Nun hofft die Projektmannschaft auf eine rege Resonanz nach der Veröffentlichung in der Tageszeitung.

Heinz Kral freut sich sehr, dass mit der Wiederbelebung und Neunutzung des Heizwerks auch die Geschichte fortgeschrieben wird. Diese begann übrigens Jahrzehnte vor der Büromaschinenproduktion in den 1920-er Jahren, als eine Folge der Einstellung der Rüstungsproduktion nach dem Ersten Weltkrieg. Bereits 1862 bezogen die Königlich-preußische Gewehrfabriken die Flächen hinterm Dom, waren während des ersten Weltkrieges Erfurts größter Arbeitgeber. Für sie ging das große Heizhaus, beispielsweise für den Antrieb der Schmieden, schrittweise ab 1913 in Betrieb. Laut und schmutzig dürfte es in Kessel- und Maschinenraum zugegangen sein. Doch äußerlich entstand ein Funktionsbau mit repräsentativer Backstein-Optik. Nun wird es im Inneren wohl manches Mal wieder, aber stimmungsvoll laut.

Kontakt: Telefon von IMK 0361/66 39 00, Kennwort Zeitzeugen Optima“, Email: gudrun.christiani@i-m-k.de