Ilversgehofen. Digitales Tanz- und Workout-Studio im Kontor am Samstag eröffnet

Nein, bei „Auf zum Spiegelsaal“ handelt es sich nicht um eine Einladung ins französische Versailles, sondern um den Besuch der mehr als 300 Jahre jüngeren Version eines modernen Tanz- und Workout-Studios in der Hugo-John-Straße von Ilversgehofen. Denn der Spiegelsaal im Untergeschoss der Firma Crowd Workout gehört zu jenen Räumen im „Kontor“, die im ersten digital betriebenen Studio Deutschlands rund um die Uhr innerhalb weniger Minuten gebucht und dann genutzt werden können.

Einloggen ins System, einen Code erhalten, und schon ist der Zutritt möglich, um sich zum Tanz-Kurs, Kraftsport, Aerobic, Pilates, allgemeinen Workout-Angeboten oder gar zum Theaterspiel zu treffen. Auch das Bezahlen kann digital abgewickelt werden.

Die Erfurter „White Choc‘s“ um Anja Rathgeber gaben am Samstag den spritzigen Auftakt zur Eröffnungs-Party auf dem Schwingparkett vor der 9,50 Meter hohen Spiegelwand. Die jungen Damen – Jenny Altrock, Lisa Wagner, Antonia Schatz und Sina Peters – trainieren schon seit 2012 zweimal wöchentlich, nachdem sie zuvor in einer anderen Formation tanzten. Anja Rathgeber entdeckte die Freude an der Bewegung nach Musik bereits im Alter von fünf Jahren, wie sie kurz vor der Eröffnung wissen ließ; war dann Mitglied in der Tanzfabrik Kreation, bevor sich die „White Choc‘s“ gründeten. Das Bewegungs-Gen scheint in der Familie zu liegen, denn ihre Oma, Helga Rathgeber, zog es am Samstag gleich zum Trampolin. Ansonsten gehe sie zweimal in der Woche ins Fitness-Studio, so die Seniorin. Neben den Baseballern „Erfurt Angels“ gestalteten die Indigo-Cheerleader die Eröffnung mit. Bis zum Abend konnten die Gäste Schnupperkurse in der Rückenschule, beim Breakdance oder bei den BreakLethics absolvieren.

Frank Sonnabend, studierter Architekt und neben Kristof Friess einer der Geschäftsführer, hatte schon lange ein Auge auf das über 20 Jahre ungenutzte Gebäude in Ilversgehofen geworfen, wie er zurückblickte. An die Bauhaus-Idee angelehnt, verkörpere das Haus einen Stil der sachlichen DDR-Architektur eines Industriebaus, der heute unter Denkmalschutz stehe. Aufgrund der soliden Substanz hätte ihm die lange Zeit des Leerstands nichts anhaben können, weiß Frank Sonnabend. Das einst als Lagerhaus konzipierte Gebäude beherbergte bis 1991 die GHG (Großhandelsgenossenschaft) Haushaltswaren des Konsums. Auch der Abriss sei schon erwogen worden. Andere Pläne gingen nicht auf.

Als die Stadt das Gebäude-Ensemble ausschrieb, habe er sich mit der Firma namens Kontor beworben und es innerhalb von zwei Jahren um- und ausgebaut. Weitere elf Firmen mit Studios und Büros sowie ein Geschäft für Künstlerbedarf siedelten sich unter dem Dach inzwischen an.