Erfurt. Insolvenzverwalter Tobias Wahl sieht den Erfurter Buchlogistiker mit der Übernahme fünf Monate nach dem Insolvenzantrag gerettet.

Das Berliner Familienunternehmen Zeitfracht übernimmt den insolventen Buchlogistiker Koch, Neff und Volckmar (KNV). Wie Insolvenzverwalter Tobias Wahl am Vormittag mitteilte, habe das Unternehmen in einem mehrere Wochen laufenden Bieterverfahren das beste Gesamtangebot unter wirtschaftlichen und personellen Aspekten abgegeben und sich damit durchgesetzt. Der Verkauf umfasst alle Bereiche der KNV Unternehmensgruppe mit den Standorten Erfurt, Stuttgart und Leipzig sowie den Geschäftsbereichen Buchgroßhandel, Verlagsauslieferung und Logistik. Zeitfracht übernimmt alle Mitarbeiter an allen drei Standorten, damit seien insgesamt 1600 Arbeitsplätze gerettet. Die Geschäftsführer Thomas Raff und Jens Neuner bleiben im Amt, der geschäftsführende Gesellschafter Oliver Voerster scheidet aus dem Unternehmen aus. Zum Übernahmepaket gehören auch alle Anteile der nicht von der Insolvenz betroffenen Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft. Die Gläubigerausschüsse der KNV hätten dem Kaufvertrag bereits zugestimmt, Banken und Kartellbehörden müssen den Deal aber noch genehmigen.

Die mittelständige und in der dritten Generation inhabergeführte Zeitfracht mit bisher rund 1800 Mitarbeitern erbringt Dienstleistungen im Bereich der nationalen und internationalen Logistik, der Spezialschifffahrt sowie im Bereich des Fracht- und Personenluftverkehrs. Im vergangenen Frühjahr hatte das Unternehmen bereits die Luftfahrtgesellschaft Walter und damit die Zuständigkeit für den Regionalverkehr der Eurowings von der Lufthansa übernommen. Mit seinem Leistungsspektrum passe das Unternehmen perfekt zur KNV Gruppe. „Durch die Bündelung von Know-how und die Nutzung der jeweiligen Stärken beider Seiten ergeben sich erhebliche Synergien“, so Tobias Wahl.

KNV gehört neben Libri und Umbreit zu den drei großen Buchlogistikern in Deutschland und ist damit ein wichtiges Bindeglied zwischen Verlagen und Buchhandel. Nach gescheiterten Verhandlungen mit einem Großinvestor hatte das Unternehmen Mitte Februar Insolvenz angemeldet. Im großen KNV-Logistiklager in Erfurt werden so knapp 600.000 Artikel von mehr als 6.000 Verlagen umgeschlagen. Mehr als 5.000 Buchhändler in Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie in weiteren 70 Ländern erhalten Bücher aus Thüringen.

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