Erfurt. Der geplagte Jungunternehmer Paul Posse mit der innovativen Gründer-Idee von einem Bandhaus, hat im „Kontor“ in Erfurt eine perfekte Bleibe gefunden.

Das Lachen ist zurück. Paul Posse sieht wieder Licht am Ende des zuerst scheinbar endlos langen Tunnels. Viel Licht. Die erste gute Nachricht ist gerade einmal zweieinhalb Wochen alt. Da wurde sein Töchterchen Emilia Pauline geboren. Die zweite: mit seinem Start up-Projekt eines Bandhauses geht es weiter. Paul Posse hat ein neues Quartier für seine Idee gefunden. Im „Kontor“ in der Hugo-John-Straße. Als „Kontor“-Chef Frank Sonnabend im Herbst 2018 vom Riesenärger Paul Posses mit dem Vermieter in der Hohenwindenstraße 13 (wir berichteten ausführlich) erfuhr, schoss ihm eine Idee durch den Kopf. Auf dem Gelände des „Kontor“ gab es noch an der hinteren Stirnseite einen langgezogenen Flachbau. Voll unterkellert. Das müsste doch passen.

Kleiner in der Fläche, aber mit hoher Qualität

Es passt. Seit April werkelt Paul Posse mit einer Schar von Handwerkern, um die ehemaligen Garagen und Lagerräume nach seinem Gusto umzugestalten. Jetzt erkennt man schon deutlich die Strukturen. Das Wesentliche bleibt aber für das Auge unsichtbar. Dazu muss man hinab steigen in die Kellerräume. Dort sind sechs schalldichte Probenräume im Entstehen. Zehn weniger, als seinerzeit in der Hohenwindenstraße. Aber was soll‘s. Posse, diese unverbesserliche Optimist, hat keine Zeit und keine Lust, den früheren Dingen hinterher zu trauern. Jeweils zwei Bands teilen sich einen der fünf langzeitvermieteten Probenräume. Sieben junge Nachwuchsbands haben bereits Verträge unterschrieben. Probenraum Nr. 6 kann dagegen jederzeit und kurzfristig gemietet werden. Er ist voll ausgestattet mit dem Equipment, das ein Musiker braucht. Instrumente andocken und losrocken. In diesem Raum erteilt Paul Posse auch Schlagzeugunterricht. Es gibt nagelneue Sanitärräume, eine Küche, Zuluft, Abluft, Heizung. Im Vergleich zu vorher geradezu paradiesische Zustände.

Oben sind sieben Büros im Entstehen. Drei sind noch frei, in den anderen haben sich bereits eine Tanzschule, ein Fotostudio, ein Caterer und ein Merchandising-Produzent für Rockbands eingemietet.

„Es geht richtig vorwärts“, sagt Posse und grinst. Zwar seien es nur noch 500 statt 1500 Quadratmeter, dafür aber mit einem zigfach höheren Qualitätsstandard als vorher. Derzeit wird ein Parkplatz angelegt. Die Innenausbauer und Elektriker haben das Sagen. Und für Musiker ganz wichtig: ein Getränkehändler ist schon vor Ort. Posse ist sehr dankbar, dass Frank Sonnabend erst Miete kassieren wird, wenn das Bandhaus richtig an den Start geht. Das wird aller Voraussicht nach mit einer großen Einweihungsparty im September sein. Und Posse hat mit der Sparkasse ein Kreditinstitut gefunden, das ihm zu besonders günstigen Konditionen einen 50.000-Euro-Darlehen eingeräumt hat, mit dem er wieder Fuß fassen kann.

Auch Professor Martin Kupfrian, der Anwalt des 25-Jährigen, stundet dem Jungunternehmer sein Honorar, bis der Gerichtsstreit mit Posses vormaligem Vermieter, Joseph Eckard Szabo aus Oberdorla, entschieden ist. Denn die langen Schatten der Vergangenheit lassen sich trotz der glücklichen Wendung nicht so einfach abschütteln. Szabo, der Posse eine untaugliche und im Abwasserbereich völlig marode Immobilie vermietet hatte, zeigt sich weiter völlig uneinsichtig. Er macht nun sogar Posse für den zweimaligen Wasserschaden verantwortlich. Das desolate Abwassersystem hatte bei Starkregen nachgegeben und den Probenkeller geflutet. Dadurch wurden alle Einbauten zerstört. Schaden für Posse: sechsstellig. Dessen ungeachtet blockiert Szabo die Schadensausgleichzahlung seiner Versicherung, obwohl diese die Bereitschaft erklärt hatte, diese Zahlung leisten zu wollen.

„Es wird nicht anders gehen, als dass wir den Fall von einem Gericht klären lassen müssen“, sagt Posse bedauernd. Und ist sich mit seinem Anwalt sehr sicher, die besseren Karten zu haben. Denn es läuft ein Beweissicherungsverfahren. Und das werde deutlich die Mängel aufzeigen, die im September 2018 zu dem Desaster im alten Bandhaus führte. Zudem hätten Handwerker, die mit der Hohenwindenstraße 13 seit vielen Jahre nichts als Trouble haben, bestätigt, dass das Haus, eine ehemalige Gerberei, im Abwassersystem total verbastelt sei.

Nun muss das Erfurter Landgericht entscheiden

„Der Vermieter indes mauert und lässt keinerlei Transparenz zu“, so Paul Posse. Seine hinterlegte Kaution von 1500 Euro sei von Szabo einkassiert worden. Was den jungen Vater und Musiker aber nicht abschreckt. Anfang August wird es einen Vor-Ort-Termin mit Anwälten und Bauexperten geben. Für den 20. November hat das Landgericht einen Gütetermin angesetzt. „Dass dieser unselige Streit dann zu meinen Gunsten ausgehen wird, ist für mich heute eigentlich klar“, sagt er.