Erfurt. In einem Pop-up-Store wird derzeit von zwei jungen Damen geprüft, ob ihre Idee von der Selbstständigkeit tragfähig sein könnte.

Ein Pop-up-Store ist laut Definition ein kurzfristiges und provisorisches Einzelhandelsgeschäft. Ein solches gibt es in Erfurt seit November 2018 Am Fischmarkt. Das Konzept: Man mietet sich, sofern man eine Produktidee hat, für einen bestimmten Zeitraum ein und präsentiert sich und die Ware dem Laufpublikum. Dabei werden die eigenen Erfolgschancen auf die Probe gestellt.

Textile Unikate und kreativer Schmuck

Jennifer Kunze hat es getan. Die seit 2014 selbstständige Textilgestalterin hat am 15. Mai mit ihrem Label „naaknaak“ Einzug in das von der Erfurter Stadtverwaltung vermietete Ladenlokal gehalten. Nun läuft ihre Zeit ab. An diesem Samstag ist Schluss. Dann bietet die 34-Jährige ihre individuell gestalteten Shirts und Taschen wieder in ausgewählten Geschäften der Stadt an, ohne selber vor Ort zu sein.

Jennifer Kunze arbeitete bis 2014 als Produkttrainerin im Elektronikbereich. Mit dem Ertrag finanzierte die junge Erfurterin ihr zweites Standbein - die Textilgestaltung. Sie wollte jedoch selbstständig sein in ihrem Broterwerb. Für sie bliebe nur der Sprung ins kalte Wasser. Mit dem Zuspruch von Familie und Freunden fertigte sie eine erste eigene Labelkollektion an, die sie über den Handel verkaufte. „Ich habe dann gemerkt, es läuft.“, sagt Jennifer Kunze. 50 Prozent Touristen, 50 Prozent Einheimische kauften bei ihr. „Dann habe ich gedacht, probiere ich es selber mal im neuen Pop-up-Store aus: Ein Supergefühl“ sagt sie sei es, die Sache den Kunden selbst zu verkaufen. „Mein Fazit: Es hat sich finanziell gelohnt und ich überlege nun tatsächlich, einen eigenen Laden zu eröffnen“, sagt sie.

Der Pop-up-Store sei eine sehr sinnvolle Sache für Unternehmer, die sich und ihre Ideen präsentieren wollen, findet sie. Man brauche keine eigene Verkaufsfläche und erhalte sofort die Rückmeldung von der Kundschaft. „Ich kann es nur empfehlen“, sagt sie. In dieser Schlusswoche stellt sie noch ihre neue „naaknaak“-Kollektion mit Fotomotiven ihres Freundes Peter Runkewitz vor.

Präsentieren will sich auch Nancy Suffa. Die Hobby-Schmuckgestalterin aus Erfurt hat eigentlich einen Job. Als Teamleiterin für 30 Leute arbeitet sie bei einem großen Internetversand. „Beim größten deutschen Kleiderschrank“, sagt sie. Nun hat sie eigens für ihre Idee von der Selbstständigkeit drei Wochen Urlaub genommen. Zwei davon im Pop-up-Store. Schon der erste Tag habe sie zufrieden gestellt. Zu Beginn gingen allein zehn Paar Ohrclips weg. Dann brauchte es Nachschub. Bevor die Vorräte zur Neige gehen, wird im Hinterzimmer, einer provisorischen Werkstatt, weiter produziert.

Ohrschmuck und Ketten stellt Nancy Suffa schon seit 2015 her. Dann stieg die Nachfrage bei den Freundinnen und im Dezember des gleichen Jahres meldete sie ein Kleingewerbe an. Seither hatte die 37-Jährige immer wieder die Frage im Kopf, wie es wohl wäre, selbstständig zu sein. Das will sie nun austesten.

„Mal sehen, wie mein Schmuck ankommt. Dann kann ich, wenn es gut läuft, mich auch mal nach einem Laden umschauen“, sagt sie. Und sie fügt an: „Es ist bestimmt ein herrliches Gefühl, wenn man den ganzen Tag nur das macht, was man kann und möchte und dabei auch noch sein eigener Chef ist.“

Die 260 Euro Miete für zwei Wochen sei es ihr wert. Weil sie hier kreativ sein und das, was im Kopf an Ideen umher schwirre umsetzen könne. Das sei bei ihrem Job als Teamleiterin anders. Sie will in den 14 Tagen herausfinden, wie es sich anfühlt, welche Umsätze man erzielen kann. Und dazu eigne sich der Pop-up-Store einfach ganz hervorragend.

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