Erfurt. Leichtathletik: Im Steigerwaldstadion warfen die besten Athleten Deutschlands Steine, den Hammer und auch Kugeln.

Bei den Deutschen Rasenkraftsportmeisterschaften der Frauen und Männer im Steigerwaldstadion setzten sich die Aktiven des Athletikvereins (ASV) Erfurt recht erfolgreich in Szene. Insgesamt erkämpften die Athleten zwei Titel, elf Silbermedaillen und neun Mal Bronze und knüpften mit diesen Leistungen nahtlos an die Erfolgsbilanz des Vorjahres bei der DM in Fränkisch-Crumbach an. Zudem erkämpften die ASV-Rasenkampfsportler in der Teamwertung mit Silber zwei weitere Podestplätze.

Für die herausragende Leistung sorgte der Bad Hinderlanger Tristan Schwandke (TSV Trauchgau). Der 28-Jährige schleuderte den Hammer auf die respektable Weite von 73,17 Meter und legte mit dieser Leistung den Grundstein für den Titelgewinn im Dreikampf in der Gewichtsklasse +98 Kilogramm. Gern hätte Schwandke, die WM-Norm für Doha (76 Meter) geknackt, nachdem er jüngst beim Leichtathletik-Meeting in Luzern mit 74,03 Meter seinem Ziel schon sehr nahe gekommen war. Obwohl Tristan Schwandke mit zu den besten deutschen Hammerwerfern gehört, lässt er keine Meisterschaft im Rasenkraftsport aus. „Die technische Vielfalt ist der Reiz, sich an den Wettkämpfen im Rasenkraftsport zu beteiligen“, gab der Bayer zu verstehen.

Dem pflichtete Nils Heinrich (ehemals Lindner) vorbehaltlos zu. Heinrich, einst ein erfolgreicher Hammerwerfer beim ASV Erfurt und deutsche U20-Jugendmeister, hat zwar dem Leistungssport Ade gesagt. Steht aber Rasenkraftsport auf dem Programm, dann möchte er trotz unregelmäßigem Training sein Leistungsvermögen testen. Heinrich startete in der Gewichtsklasse bis 90 kg und musste sich mit Konstatin Steinfurth (TSG Eppstein) auseinandersetzen. Der um vier Jahre jüngere Steinfurth schleuderte den Hammer dann auf 60,77 Meter und verwies den 26-jährigen Heinrich mit 55,18 Meter auf den zweiten Platz. Und auch im Gewichtwurf hatte der Hesse mit 22,65 m die Nase vorn. Doch mit 21,04 m bewies Heinrich noch alte Klasse und sicherte sich so im Dreikampf mit 2473 Punkten den zweiten Platz.

Keine Rasenkraftsport-DM lässt sich der ehemalige Wurfathlet Steffen König (ASV Erfurt) entgegen. „Auch im höheren Alter hat man im Rasenkraftsport immer noch eine gute Titel- und Medaillenchancen und sich sportlich zu betätigen“, sagt der Polizeibeamte. Und es ist auch die familiäre Atmosphäre, die den Rasenkraftsport anziehend und attraktiv macht.“ Auf jeden Fall wollte der 34-Jährige seinen Vizetitel aus dem Vorjahr in der Gewichtsklasse bis 77 kg verteidigen. Dabei rief König im Hammerwurf mit 44,71 Meter, im Gewichtwerfen (12,50 kg) mit 16,44 Meter sowie beim Steinstoßen (15 kg) mit 8,16 Meter noch respektable Leistungen ab und verteidigte mit 2036 Punkten erfolgreich seinen Vizetitel.

Obwohl der frühere Diskuswerfer Franz-Philipp Beese (ASV Erfurt) wie viele seiner Vereinsleichtathleten die Leistungsport-Karriere längst beendet hat, reizt in nach wie vor ein Start bei den Rasenkraftsportlern. „Ich habe Franz-Philipp ohne große Worte wieder für den Rasenkraftsport aktivieren können“, sagte Teamchef Richard Debuch. „Das war eine tolle Motivation“, sagte Beese, der wieder Blut geleckt habe. Rasenkraftsport sei mit seinen klassischen Disziplinen eine richtige urige Sportart, um sein Leistungsvermögen noch einmal zu testen.

Mit Florian Ludwig hatte er einen gehörigen Lehrmeister, der ebenfalls noch keine Rasenkraftsport-DM ausgelassen hat und damit zu den wichtigen Stützen der ASV-Rasenkraftsportler gehört. Wie zur letzten DM in Fränkisch-Crumbach mischte Ludwig wieder voll mit und verteidigte mit 2089 Zählern seinen Vizetitel im Dreikampf der Gewichtsklasse bis 83 Kilogramm. Top drauf war Ludwig beim Gewichtwerfen und schleuderte die Eisenkugel auf stolze 18,30 Meter. Am Ende musste sich Ludwig nur dem Titelverteidiger Simon Krieg (TV Langenbrand) knapp geschlagen geben. Bei den Frauen waren es einmal mehr die bewährten Rasenkraftsportlerinnen Anja Schüppel, Luise Weber, Lisa Möller, Juliane Schwarz und Sina Marie Bocklitz, die wie in den Jahren zuvor kräftig absahnten und die zwei Titel erkämpften. So schleuderte Lisa Möller die fünf Kilogramm schwere Kugel auf 22,79 Meter und sicherte sich den Titel in der Gewichtsklasse bis 68 Kilogramm. Insgesamt konnte Möller aber ihren Dreikampftitel aus dem Vorjahr nicht verteidigen und freute sich trotzdem über Silber hinter Linn Wandel (SV Dischingen).

Luise Weber spielte als Kugelstoßerin ihre Stärke beim Steinstoßen aus und wuchtete den Eisenquader auf respektable 11,74 Meter. Das reichte zum Titelgewinn vor Nicole Zihlmann (Fränkisch-Crumbach). Anja Schüppel komplettierte den Erfolg der ASV-Damen im Steinstoßen mit Platz drei. Im Dreikampf verpassten Schüppel als Vierte und Weber als Fünfte nur knapp einen Podestplatz, den sie sich dann aber in der Teamwertung mit Silber nicht entgehen ließen.

Am Ende zeigte sich Teamchef Richard Debuch nicht nur mit den Leistungen seiner Rasenkraftsportler, sondern auch über den reibungslosen und auf ein sehr hohes sportliches Niveau stehenden Meisterschaften zufrieden. Rasenkraftsport sei eine „gerechte Sportart“, da auf Grund der angebotenen Gewichts- und Altersklassen die „richtigen“ Sportler gegeneinander kämpfen.

Und da Kraft, Beweglichkeit und Dynamik bei Sportlern immer gefragt sind, ist der ASV Erfurt zum Sammelbecken von Jugendlichen, Männern und Frauen aus ganz Thüringen, die Freude und Spaß an urigen leichtathletischen Disziplinen haben.