Erfurt. Viele Treppen zu gehen fällt oft nicht nur älteren Menschen schwer, sondern ist auch für Eltern mit Kinderwagen ein Hindernis. . .

Das Gemeindehaus der Reglergemeinde am Juri-Gagarin-Ring 103 wird seit elf Monaten komplett umgebaut. Ziel ist auch, Barrierefreiheit zu erreichen. Ein wichtiger Schritt ist dabei die Errichtung des Fahrstuhls. Dieser wurde gestern nun mit Sekt und Keks eingeweiht.

„Ich hielt heute einen Gottesdienst im Seniorenheim“, eröffnete Pfarrerin Gabriele Lipski die kleine Zeremonie. „Da fiel mir auf, dass das, was ich dort gesprochen habe, auch hier gilt. Es stammt aus dem Buch Jesaja: Ich bleibe derselbe; ich werde euch tragen bis ins hohe Alter, bis ihr grau werdet. Ich, der Herr, habe es bisher getan, und ich werde euch auch in Zukunft tragen und retten.“ Das passe irgendwie auch zu dem Fahrstuhl, wenngleich dieser nicht nur von älteren Menschen genutzt werden wird, sondern beispielsweise auch von Müttern, die mit dem Kinderwagen ins Gemeindehaus kommen.

Im oberen Stockwerk wird zukünftig das Büro der Pfarrerin sein, das der Sekretärin, ein Zimmer für den Kirchenmusiker, der Kinderkirchenraum sowie ein großer Gemeinderaum für viele Gäste. In den vergangenen Jahren wurde das Gemeindehaus immer stärker genutzt, viele Projekte locken auch neue Interessierte an.

„Der Fahrstuhl ist ein integraler Bestandteil der Sanierung, die ein großes Projekt für die Gemeinde darstellt“, sagte Ulrich Kahlhöfer, der neue Vorsitzende des Gemeindekirchenrates bei der gestrigen Einweihung. Das alte Gemäuer könnte so in Zukunft noch besser genutzt werden.

Möglich wird der Umbau durch die Spenden und Fördergelder verschiedener Einrichtungen. „Der erste Bauabschnitt des Komplettumbaus kostet etwa 650.000 Euro. Das hätten wir nie und nimmer allein geschafft. Wir sind nur eine kleine Gemeinde“, sagte Gabriele Lipski. Der Freistaat gab 25.000 Euro zu dem 50.000 Euro teuren Fahrstuhl hinzu. Auch die Bürgerstiftung unterstützt das Vorhaben.

Zunehmende Nutzung des Gemeindehauses seit ein paar Jahren

„Wir sind Joachim Leibiger, dem Thüringer Beauftragten für Menschen mit Behinderungen sehr dankbar dafür“, betonte Steffen Pauligk, der Bauausschussvorsitzende der Gemeinde. Das Haus habe in den vergangenen Jahren eine Nutzungsveränderung erfahren. „Seit Frau Lipski hier ist, ist die Nutzungsfrequenz der öffentlichen Räume gestiegen“, erzählt Steffen Pauligk erfreut. Umso wichtiger sei der Umbau geworden.

Auch das zweite Obergeschoss wird saniert, hier leben die Augustinermönche, „auch sie werden älter“, meint der Ausschussvorsitzende augenzwinkernd. Um das gesamte Haus barrierefrei zu gestalten, bedarf es allein 100.000 Euro. Die „Aktion Mensch“ steuert 40.000 Euro bei. Der Förderverein der Reglergemeinde mit seinem Vorsitzenden Matthias Böhmer sammelte ebenfalls Gelder über Aktionen und private Spender – allein dank ihnen kamen 12.000 Euro zusammen.

Doch nicht nur im Inneren des Hauses ist die Barrierefreiheit wichtig. Auch der Zugang zum Haus sollte gewährleistet sein. Allerdings gibt es hier einige Probleme. „Wenn das Hotel gebaut wird, haben wir keinen Parkplatz mehr, kommen mit dem Auto nicht mehr ans Gemeindehaus heran“, berichtet Gabriele Lipski. Man hoffe, sich mit der Stadt noch zu einigen.