Erfurt. Im Café der Kreativ-Tankstelle in Erfurt erlernten eine Schmuckgestalterin und ein Personalcoach alles, was dazu nötig ist

Kaffee kochen kann jeder. Mag sein, wenn‘s zu Hause schnell ein Türkischer sein soll. Aber ein ganzes Café leiten? Da schreckt so mancher zurück. Um die Berührungsangst zu nehmen, hatte sich Ronny Lessau von der Kreativ-Tankstelle in der Veilchenstraße, Ecke Nordhäuser Straße, etwas Besonderes einfallen lassen und ein Projekt unter der Überschrift „Der Traum vom eigenen Café?“ angeschoben. Einen Monat lang ein Café führen, um zu sehen, ob das den eigenen Intentionen entspricht. Anderen Menschen einen Weg zeigen, einen Weg zu ebnen, ihre Träume und Wünsche in die Tat umzusetzen.

Was muss man als Chef eines Cafés mitbringen? Auf was muss man achten? Wie ist das mit dem gesamten Prozess vom Start in der Früh bis zum Schlussspurt am Abend? Wie viel Kaffee kommt in den Siebträger? Wie kommt das Muster auf den Latte Macchiato? All das sollte im Mittelpunkt stehen. Ronny Lessau hat es, als er seine Kreativ-Tankstelle mit einer kompletten Kaffeebar eröffnete, auch lernen müssen. Dieses Wissen wollte er weitergeben.

Zehn Bewerbungen lagen vor, aus denen letztlich zwei ausgewählt wurden. Die Schmuckgestalterin Silva Pannicke (33) und der Unternehmensberater und Personalcoach Attila Flöricke. Die junge Goldschmiedin hat ihr Atelier in der Magdeburger Allee und wie sie sagt, „schon immer die Idee, die Leute zu sich ins Atelier zu holen – mit einem Kaffee“. Aber wie geht das, was muss man tun? Im November diesen Jahres wird Silva Pannicke ein Schmucklädchen in der Magdeburger Allee eröffnen. Ihre Idee: ein gläsernes Atelier, in dem sie arbeitet und sich dabei von den Kaffee trinkenden Gästen bei ihrer Arbeit auf die Finger schauen lässt. Wenn es funktioniere und sie sich sicher sei, könne man über einen Kaffeeanschluss ans Atelier nachdenken, so ihre Überlegung. Für sie sei das als Nicht-Kaffeetrinkerin völliges Neuland gewesen. Aber es hat zum Anfang ganz gut funktioniert. Fazit der 33-Jährigen: es könnte beides gehen. Aber ein Café zu betreiben sei zu komplex, um es nebenbei mit zu machen. Da werde sie sich Hilfe holen müssen.

Attila Flöricke (47) hatte überlegt, seine Unternehmensberatung und das Coaching raus aus den üblichen Seminarräumen zu holen. Warum nicht in ein eigenes Café? Der Gedanke sei ihm jahrelang im Kopf herumgeschwirrt. Dann kam Ronny Lessau mit seinem Angebot und Flöricke hat Feuer gefangen. Auch, weil er oft Cafés und Landhotels berät. Die Abläufe dahinter seien ihm bislang aber unbekannt gewesen. Nun habe er es eine Woche lang selbst gemacht und dadurch tiefere Einblicke bekommen, durch die er wisse, worauf es ankomme und wo die Schwierigkeiten lägen. „Meine Beratung wird sich dadurch verändern“, sagt er. Das Spektrum vom Beschaffen der Ware, über die Verarbeitung bis zur Vorratshaltung, Hygiene und die Reinigung des Geschirrs, das alles müsse berücksichtigt werden. Das bei Ronny Lessau Gelernte könne er nun weitergeben, damit bei seinen Klienten die Geschäftsidee nicht scheitere.

Das Projekt, eine Zeit lang ein eigenes Café zu leiten, werde 2020 fortgeführt, kündigt Ronny Lessau bereits jetzt an.