Gottstedt. Die Gerüste an der Gottstedter Kirche St. Georg sind verschwunden. Turmschaft und Schallluken wurden saniert.

Wenn im Frühjahr der Falke zurückkehrt und am Turm der Kirche St. Georg nisten will, sieht es dort ein bisschen verändert aus. Auf dem Sims des großen Fensters an der Südseite wartet ein neuer Nistkasten – auch von unten sehr gut sichtbar. Zudem hat das Fenster eine neue Mittelsäule erhalten. Für die Steinmetzarbeit dienten alte Vorlagen als Muster.

Die seit April dieses Jahres aufgestellten Gerüste sind mittlerweile verschwunden und der zweite Bauabschnitt der Kirchensanierung ist abgeschlossen. Turmschaft und Schallluken waren in der Kur. Die Mauerkanten wirken wieder als solche, der Lauf der Zeit hatte sie zuvor abgerundet. Fugen wurden aufgefüllt und die Löcher in der Fassade näher untersucht. In denen sind noch Reste der alten Holzpflöcke erhalten, mit denen das Gerüst beim Bau des Turms befestigt war.

Dass die veranschlagten Mittel nicht ausreichten, passiert derzeit auf vielen Baustellen: „Statt 93.000 Euro kostet dieser zweite Abschnitt nun 102.000 Euro“, sagt Klaus Wiegend, der Vorsitzende des Gemeindekirchenrats. Fördermittel kamen von der Landeskirche, dem Landesamt für Denkmalpflege, der Klosterkammer und dem Kirchenkreis. Auch im Inneren der Kirche hat sich einiges bewegt. Der Orgelprospekt erstrahlt farbenprächtig in einer ursprünglichen barocken Fassung in Blau, Weiß, Rot und Gold. Die Arbeiten an der Volckland-Orgel aus dem Jahr 1772 sind abgeschlossen.

Mit einem Orgelkonzert wurden Ende Oktober die Fortschritte gefeiert. Kantor Istvan Fülöp spielte am überarbeiteten Instrument. Das entfaltet nach dem Reinigen der Orgelpfeifen, einer Neuintonisation und einer verbesserten Luftzufuhr wieder seinen vollen und starken Klang. Die Besucherbänke waren dicht besetzt und der Förderverein sammelte Spenden für weitere Restaurierungsarbeiten.

Als nächstes nimmt der Verein die Restaurierung der Buchstaben an der Eingangstür der Kirche ins Visier. Was die Kupferbuchstaben des lateinisch verewigten Spruchs bedeuten, ist an der Wand links neben der Türklinke nachzulesen. „Betretet die Türen des vom Himmel wunderbar errichteten Reiches, denn Gott selbst öffnet die Pforten für das Volk.“ Klinke und Oberfläche des Türblatts gehören auch in fachkundige Hände. Der Türsturz stammt noch aus dem elften Jahrhundert, hat ein Gutachten ergeben. Das Holz wurde auf 1080 datiert.

Pläne für den nächsten Bauabschnitt liegen in der Schublade. „Fördermittel haben wir beantragt, vielleicht lässt sich der nächste Schritt 2020/21 verwirklichen“, hofft Wiegand. Im dritten Bauabschnitt wären das Dach und die Fassade des Kirchenschiffs an der Reihe. Die alten Betonziegeln saugen sich nach längeren Regenfällen mit Wasser voll. „Die sind hin“, kommentiert der Gemeindekirchenrat. „Unsere Kirche ist ein außergewöhnliches Kulturdenkmal, sie wurde im 11. Jahrhundert als Wehrkirche erbaut und ist damit eine der ältesten hier in der Gegend.“

Eine Nummer kleiner und noch ohne Zeitfenster gestaltet sich der vierte Bauabschnitt. In diesem sollen Dach und Fassade der Apsis an der Ostseite saniert werden.

Nächster kultureller Höhepunkt in der St.-Georg-Kirche ist das Adventssingen am Samstag, 14. Dezember. Es beginnt 16 Uhr. Und eine knappe Stunde danach steht das Gottstedter Glühweinfest an, das schon Tradition hat.

Eine neue Säule nach altem Muster erhielt das große Fenster an der Südseite der St.-Georg-Kirche.
Eine neue Säule nach altem Muster erhielt das große Fenster an der Südseite der St.-Georg-Kirche. © Lydia Werner | Lydia Werner

Der Orgelprospekt erstrahlt neu - in einer früheren Farbfassung.
Der Orgelprospekt erstrahlt neu - in einer früheren Farbfassung. © Lydia Werner | Lydia Werner