Erfurt. Die Baubranche bleibt krisenfest: Während die Corona-Pandemie ganze Wirtschaftszweige lahmlegt, ist auf den Baustellen weiterhin viel zu tun. So auch in Erfurt.

So wurde allein in Erfurt im vergangenen Jahr der Bau von 945 neuen Wohnungen genehmigt – ein Plus von 33 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Bundesamts und den Erfahrungen aus der Baustoffindustrie.

„Klar ist: Trotz Corona sind die Auftragsbücher voll. Die Firmen arbeiten jetzt die Wohnungsbauprojekte vom Ein- bis zum Mehrfamilienhaus ab“, sagt Ralf Eckardt, Bezirksvorsitzender der IG BAU in Erfurt.

Nun müssten allerdings auch die Beschäftigten davon profitieren. „Bauarbeiter sind nicht nur Garanten dafür, dass wir genug Wohnraum haben. Sie leisten in der Krise seit Wochen einen entscheidenden Beitrag dafür, dass die heimische Wirtschaft nicht völlig abstürzt“, betont Eckardt. Der Bau sei eine wichtige Lokomotive für die Konjunktur – auch in Erfurt. Deshalb fordere man in den anstehenden Tarifverhandlungen ein „kräftiges Lohn-Plus“.

Außerdem sollen die Fahrzeiten zur Baustelle entschädigt werden: „Heute hier, morgen da – 70, 80, 90 und mehr Kilometer am Tag sind für Bauarbeiter keine Seltenheit, sondern eher die Regel. Das sind Zeit und Nerven, die sie auf der Straße lassen“, so Eckardt. Bauleute könnten kein Home-Office machen. Viele säßen täglich zwei oder mehr Stunden im Auto, um auf die Baustelle zu kommen. Für die vielen gefahrenen Baukilometer und die dabei verlorene Lebenszeit müsse es endlich eine Entschädigung geben.

Die Wegezeit sei deshalb für die IG BAU ein zentraler Punkt bei der Tarifrunde für die Baubranche, die am kommenden Dienstag (19. Mai) beginnt. Wegen der Corona-Krise waren die Verhandlungen zuvor verschoben worden.