Erfurt. Erfurterin Frieda Böttcher feiert morgen ihren 100. Geburtstag mit Familie und Freunden

„Im Endergebnis kann ich sagen, dass ich zufrieden bin mit meinem Leben.“ Frieda Böttcher sagt den Satz mit der Gelassenheit, die man wohl nur haben kann, wenn man kurz vor dem 100. Geburtstag steht. Dieses Jubiläum feiert sie am morgigen Sonntag, dem 2. August. Im Altenpflegezentrums Carolinenstift kommt ein solcher Geburtstag etwa alle fünf Jahre vor, weiß die Heimleiterin Sylke Jost zu berichten.

Sie hat Frieda Böttcher in den Garten geschoben. Hier blüht es, ein paar Vögel zwitschern, die große Tanne ragt über alles wie eine schützende Hand. Frieda Böttcher liebt die Tanne: „Sie ist so majestätisch, lebt mit einem mit“. Im Winter zieren den Baum Lichterketten, eine Krippe steht darunter. Dann verwandelt sich der Garten in einen kleinen Weihnachtsmarkt.

An guten Tagen läuft Frieda Böttcher mit dem Rollator über die Wege durch den Garten. Die Natur, das war stets ihres. Sie ging wandern, verbrachte viel Zeit im Wald. Ob sie denn Herbert Roth kenne, will die Heimleiterin wissen. Die Seniorin lacht und meint, wer kennt den denn nicht. Gemeinsam zitieren sie ein bisschen aus dem Rennsteiglied, ein fröhlicher Moment. Überhaupt, das Lachen ist wichtiger Teil im Leben der morgen 100-Jährigen. „Wir liebten den Frohsinn und die Gemütlichkeit“, sagt sie und blickt zurück.

Zwei Söhne, Lutz und Jens, brachte sie zur Welt, beide besuchen sie regelmäßig im Heim und kümmern sich liebevoll um sie. Ihren Mann Fritz, der bereits verstorben ist, lernte sie beim Sport in Leipzig kennen. „Wir standen so nebeneinander, jeder gab seinen Kommentar ab und wir hatten eine gute Verbindung“, erinnert sie sich.

Viele Jahre arbeitete sie im Büro beim Rat des Kreises, gelernt hatte sie Stenotypistin. Die Schrift, die Worte sind ihre Leidenschaft. Umso mehr leidet sie unter der Sehbeeinträchtigung. Große Buchstaben kann sie erkennen, ein Buch lesen ist unmöglich. „Aber ich kann mich noch orientieren, das ist wichtig“, sagt Frieda Böttcher.

Sieben Enkel und Urenkel gehören zur Familie. Sie redet über sie mit großer Güte, mit Achtung, wie sie selten geworden ist. „Als Kind hat man auch Fragen, die nicht erfreulich sind. Wenn diese gut beantwortet werden von den Eltern und sich die Kinder darüber dann Gedanken machen können, dann ist das doch ein gutes Verhältnis", philosophiert sie ein wenig.

„Die Eltern heutzutage könnten sich mehr Zeit für die Kinder nehmen, eben auch, um Themen zu bereden.“

Auch Freundschaften sind für Frieda Böttcher wichtig. „Eine gute Verbindung mit anderen Menschen ist viel wert. Man hat immer einen Ansprechpartner.“ Für die morgige Feier steht der Sekt schon kalt. Nachdem im Heim angestoßen wurde, holt die Familie ihre Jubilarin für einen Ausflug ab – wohin es geht und wo gefeiert wird, ist auch für sie noch ein Geheimnis.

Wir gratulieren herzlichst zum 100!