Geben wir es zu: Das wichtigste war, endlich raus zu kommen, das Gefängnis endlich verlassen zu können. Für mich war es zumindest so. Als heute vor 30 Jahren die Grenze ...

Geben wir es zu: Das wichtigste war, endlich raus zu kommen, das Gefängnis endlich verlassen zu können. Für mich war es zumindest so. Als heute vor 30 Jahren die Grenze geöffnet wurde, habe ich an nichts anderes gedacht. Ob in der gewonnenen Freiheit das Geld reicht, ob man sie überhaupt nutzen kann – war absolut zweitrangig. Wichtig für mich war es, vor allem im Kopf frei zu sein – ich könnte, wenn ich wollte. Alles, was ich will.

Gleichzeitig kamen die Zweifel. Denn irgendwie schien alles außer Kontrolle. Irgendwie entschwand ein Stück Sicherheit mit über die gefallene Mauer. Schule, Gesundheitsdienst, Rentenversorgung, Arbeitsplatz – alles war plötzlich in Frage gestellt. Und allen war es vollkommen egal. Mir auch. Zumindest für einen glücklichen Moment.

Inzwischen haben wir die Kehrseite der Medaille kennengelernt. Tagtäglich wird im TV vor allem über die negativen Auswirkungen berichtet. Und trotzdem: Nach 30 Jahren im Kapitalismus später bleibe ich bei meiner Ansicht. Alles ist besser als eingesperrt zu sein.