Erfurt. Die Stadt Erfurt kommt Anwohnerbeschwerden über den Lärm in der Clara-Zetkin-Straße entgegen, weil sich der Umbau verzögert. Nachts ist bald nur noch Tempo 30 erlaubt.

Sechs Jahre nach der Verabschiedung des letzten Lärmaktionsplans hat die Stadtverwaltung entschieden, eine der zentralen, aber nicht allzu aufwendigen Maßnahmen umzusetzen. In der Clara-Zetkin-Straße darf ab 1. Juli nachts nur noch 30 km/h gefahren werden. Die Tempobegrenzung gilt jeweils zwischen 22 und 6 Uhr.

„Die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit in den Nachtstunden wird bei den Anwohnern zukünftig für einen ruhigeren Schlaf sorgen“, sagt die Rathaus-Sprecherin Heike Dobenecker. Anwohner der vierspurigen Straße hatten sich immer wieder über den Verkehrslärm beschwert.

Doch warum braucht die Verwaltung sechs Jahre, um ein paar Verkehrsschilder aufzustellen? Wie Nachfragen offenbaren, ist das nächtliche Tempolimit tatsächlich eine Art Ersatzlösung.

Sanierung der Straße erst 2021

„Wir haben immer versucht, möglichst zeitnahe Umbaumaßnahmen zu forcieren und dabei das Umfeld aufzuwerten“, sagt Frank Helbing, der kommisarische Abteilungsleiter Verkehr im Tiefbauamt. Die Vorplanung sieht die Verlagerung der parkenden Autos vom Bürgersteig auf die Straße und die Reduzierung der Straße von vier auf zwei überbreite Fahrspuren vor. Der Verkehr würde dann weiter weg von den Häusern und auf einer frischen Straßendecke laufen, was den Lärmausstoß reduziert.

Auch diese Maßnahme steht im Lärmaktionsplan. Würde sie umgesetzt, wäre es laut Helbing sogar fraglich, ob es dann noch eines Tempolimits bedürfe.

Allerdings steht längst fest, dass die Straßenertüchtigung erst irgendwann nach der Bundesgartenschau 2021 kommen wird. Zuvor sind Kanalbaumaßnahmen geplant. „Und das Geld ist in absehbarer Zeit auch nicht da“, fügt Verkehrsmanager Helbing hinzu. Um dennoch den Anwohnern entgegen zu kommen, werde deshalb Tempo 30 nachts eingeführt, wie es etwa auf dem Juri-Gagarin-Ring schon praktiziert wird. „Wir haben uns entschlossen, die Maßnahme, die etwas weniger zur Lärmreduktion geeignet ist, vorzuziehen“, sagt Helbing.

Neues Problem: Schaltung der Ampeln

So unkompliziert, wie es für Laien klingen mag, ist die zeitweise Umstellung des Tempolimits gar nicht. Das größte Problem: Tempo 30 in der „Clara“ ist ein Wellenbrecher für die grüne Welle. Zwischen Weimarischer Straße und Häßlerstraße gibt es zwei Ampelkreuzungen – mit der Holbeinstraße und mit der Friedrich-List-Straße.

Betroffen sind jeweils nur die beiden Stunden zwischen 22 Uhr und Mitternacht. So lange bleiben die Ampeln angeschaltet, vor allem, damit Fußgänger auch kurz vor Mitternacht noch sicher die vierspurige Straße überqueren können.

Die Ampeln stünden zudem im Normalfall auf Dauergrün, erläutert Helbing. Sie schalten nur um, wenn sich ein Auto aus einer Seitenstraße nähert oder Fußgänger ihr Querungsgrün anfordern.

Bei Tempo 50 schalte die Ampel erst auf Rot, wenn die grüne Welle durch ist. Das wird sich bei Tempo 30 ändern. Helbing kann daher nicht ausschließen, dass das Anfahren an der Ampel in Einzelfällen die durch die Tempobegrenzung erreichte Lärmreduktion neutralisiert.

Bürgerbeteiligung geplant

Wie die Clara-Zetkin-Straße nach einem Umbau aussehen wird, ist noch nicht endgültig geklärt. Die SPD brachte im Frühjahr einen Haushaltsbegleitantrag durch, nach dem die Straße nicht nur zwischen den Borden erneuert und neu geordnet, sondern grundhaft ausgebaut werden soll. „Mit mehr Grün, anderen Übergängen und echter Bürgerbeteiligung“, erläutert Stadträtin Cornelia Klisch den Plan, für den mittelfristig drei Millionen Euro zusätzlich eingeplant worden seien.

Der Lärmaktionsplan, der sowohl Tempo 30 nachts als auch die Spur-Reduzierung vorsieht, stammt aus dem Jahr 2013. Wie es heißt, wird demnächst der Entwurf für die Fortschreibung vorgelegt.