Erfurt. 2020 wird eine große Architektur-Schau im historischen Haus gezeigt. Dezernent Knoblich: „So kann es nicht bleiben“

Die sanierte Fassade an der Michaelisstraße zeugt von mittelalterlicher Pracht. Doch das Vorderhaus des Krönbackens könnte künftig mehr Aufgaben bekommen als nur schön auszusehen: Kulturdezernent Tobias Knoblich (parteilos) will das Gebäude wieder einer dauerhaften, wenn auch saisonalen Nutzung zuführen.

Die Nachhaltigkeits-Ausstellung „ZNE – Zur Nachahmung empfohlen“ soll ein Anfang sein. „Das Haus eignet sich für Vorhaben von außergewöhnlicher Güte, die es wert sind, in dem Ambiente gezeigt zu werden und die auch die Kraft haben, mit der prägnanten Architektur und Raumgestaltung zurecht zu kommen“, sagt Knoblich.

Die Schau für das nächste Jahr hat er bereits ausgewählt. „Zwei deutsche Architekturen 1949 bis 1989“ werde dann zu sehen sein – die erste gesamtdeutsche Präsentation der wichtigsten Bauwerke, der Architekten sowie der baugebunden Kunst und Landschaftsgestaltung in Ost und West. „Es handelt sich um eine honorige Wanderausstellung mit Modellen des Instituts für Auslandsbeziehungen, die in der Region noch nie zu sehen war“, sagt Knoblich. „Sie vergleicht Architektur aus Ost und West, ohne zu ideologisieren oder nach falsch und richtig einzuteilen.“ Auch der Katalog zur Ausstellung werde wieder aufgelegt und um einen Einleger zu Erfurt erweitert.

Das Haus hat seine Wurzeln im 13. Jahrhundert und erhielt in den folgenden Jahrhunderten seine heutige Gestalt. Die betörende Fassade täuscht darüber hinweg, dass das Haus innen bis vor wenigen Wochen noch ein „hohler Vogel“ mit unsicherer Statik war. Die Nachhaltigkeits-Ausstellung bot die Gelegenheit und das Umweltministerium stellte die Projektmittel, um diesen Zustand zu verändern.

Die Umsetzung innerhalb von wenigen Wochen sei jedoch eine Herausforderung gewesen, meint Knoblich. „Die Mitarbeiter der beteiligten Ämter haben die Hände über den Kopf zusammen geschlagen“, erzählt er. Am Ende hätten sich aber alle ins Zeug gelegt. Die entstandene Ausstellungsarchitektur von Thomas Schmidt und das entwickelte Brandschutzkonzept hätten das Haus nun so verwandelt, dass es zumindest saisonal genutzt werden kann. Da es keine Heizung gibt, bedeutet saisonal „im Sommer“.

Verbindung zur Galerie Waidspeicher

Knoblich betont, dass zunächst an eine „behutsame Nutzung“ gedacht ist. Die verwinkelten Gänge, die vielen Treppen und teils flache Türdurchgänge setzen der Nutzung Grenzen. Die Barrierefreiheit ist nicht vorhanden, die Besucherzahl eingeschränkt.

„Wir bringen mit der Nutzung auch zum Ausdruck, dass noch mehr erforderlich ist“, sagt Knoblich. „So kann es nicht bleiben.“ Als sinnvoll erachtet Knoblich zum Beispiel eine innere Verbindung zur Galerie Waidspeicher im Hinterhaus. Die Nutzung des dortigen Fahrstuhls könnte das historische Haus barriereärmer machen.

Allerdings soll der Krönbacken ausdrücklich keine Erweiterung der Galerie darstellen. Der Schwerpunkt der Ausstellungen im Vorderhaus liege nicht auf der Kunst, wie die für 2020 geplante Architektur-Ausstellung zeige.

Noch als Kulturdirektor hatte Knoblich dafür geworben, den Krönbacken künftig als „Kulturportal“ zu nutzen. Besucher sollten dort einen Überblick vor allem über die historisch orientierten Museen und innovative Themenzugänge mit digitalen Medien bekommen. Das Vorhaben erlangte im Streit um die Geschichtsmuseen nicht die notwendige Beschlussreife und wurde auch heftig kritisiert.

In einem Museumsentwicklungskonzept, das Knoblich extern ausschreiben will, könnte die Idee aber neuerlich untersucht werden. „Die Publikumslenkung gehört zum Konzept dazu“, bestätigt er. Der Krönbacken müsse in diesem Licht neu betrachtet werden – und wenn, dann bestenfalls mit einer Öffnung des Hofes zur Allerheiligenstraße hin.