Cottbus. Regionalliga: FC Rot-Weiß Erfurt holt beim 3:5 in Cottbus vergeblich zweimal einen Rückstand auf
Nach zwölf Minuten hatte Thomas Brdaric genug gesehen. Erst klatschte der Ball an den Erfurter Pfosten, dann kassierte seine Mannschaft den ersten Gegentreffer. Ziemlich früh schickte er seine Auswechselspieler zum Aufwärmen hinter das eigene Tor und sendete damit ein Zeichen, was er vom Auftritt seiner Mannschaft hielt. Er ärgerte sich vor allem deshalb, weil genau solch ein Fehlstart seiner Mannschaft schon zuletzt beim 2:2 gegen Lok Leipzig unterlaufen war. „Wenn wir den Druck und Stress nicht aushalten, dann müssen wir uns eben hinten anstellen“, sagte der Erfurter Trainer später und meinte damit das 3:5 (2:2) in einem turbulenten Spiel beim FC Energie Cottbus genauso wie die Bilanz mit nur einem Punkt aus den ersten drei Spielen der Saison.
600 mitgereiste Anhänger des FC Rot-Weiß erlebten einen Nachmittag, den sie so schnell nicht vergessen werden. Zweimal nämlich egalisierte ihre Mannschaft einen Rückstand, einmal krachte nach einem Schuss von Marc Brasnic der Ball an den Pfosten (54.). Dafür präsentierte sich die Erfurter Abwehrreihe löchrig wie ein Schweizer Käse und geriet angesichts einiger Konfusionen beim 0:2 (19.) schnell – scheinbar – auf der Verliererstraße. Erschreckend einfach gingen die Lausitzer in Führung. Berkhan Taz griff zunächst in die Trickkiste und überlistete die RWE-Abwehr mit einem Lupfer, so dass der Ex-Jenaer Felix Brügmann keine Mühe hatte. Der zweite Gegentreffer war wiederum ein Kapitel aus dem Lehrbuch zum Thema Konterspiel. Cottbus-Torwart Lennart Moser bediente nach einer Erfurter Ecke blitzschnell einen Mitspieler, der Taz die Kugel zum 2:0 auflegte. „Wir haben uns dumm angestellt. Das müssen wir in den nächsten Spielen schnell abstellen“, sagte Kapitän Pierre Becken, für den schon nach 38 Minuten das Spiel beendet war. Der 31-Jährige, der schon den Saisonstart nach einer Mandelentzündung verpasst hatte, verspürte plötzlich einen Stich im Muskel, konnte nicht weiterspielen und wird wohl auch am kommenden Freitag im Landespokal in Heiligenstadt fehlen.
Zu diesem Zeitpunkt ging ein heftiger Regenguss über dem Stadion der Freundschaft nieder und tatsächlich kam Cottbus in dieser Phase des Spiels mächtig ins Schwimmen. Zuvor nämlich hatte Velimir Jovanovic zweimal gedankenschnell reagiert. Erst bugsierte er nach einem Zuspiel von Selim Aydemir den Ball zum Anschluss ins Tor (21.), dann reagierte er blitzschnell, als Cottbus den Ball in der Abwehr verspielte und Jovanovic im zweiten Versuch den Cottbusser Torhüter überwinden konnte (24.).
Tatsächlich dominierte plötzlich Erfurt und hätte durchaus in Führung gehen können. Eine sehenswerte Kombination aber konnte Morten Rüdiger nicht zum 3:2 nutzen. Zudem haderte Angreifer Jovanovic mit dem Schiedsrichter, der ihm kurz zuvor ein Stürmerfoul unterstellte, statt auf Elfmeter zu zeigen. „Warum soll ich mich fallen lassen und mir so selbst die Chance nehmen“, sagte der 31-Jährige, während auch sein Trainer die Welt nicht verstand. „Manchmal pfeifen Schiedsrichter, die nicht wissen, wie man Fußball spielt“, sagte Brdaric.
An seiner eigenen Mannschaft aber hatte er ebenso genügend zu kritisieren. Ansonsten wäre durchaus gegen den ebenso in der Defensive wenig sattelfesten Drittliga-Absteiger zumindest ein Punkt möglich gewesen. Der erste Fauxpas unterlief gleich nach dem Wiederbeginn dem Erfurter Torhüter Lukas Cichos, dem der Ball durch die Hand rutschte, sodass der Ex-Jenaer Felix Brügmann nur einschieben brauchte (47.). Fast schon wie im Kino wähnten sich die 6648 Zuschauer, als auf der anderen Seite Erfurts Neuzugang Alexander Schmitt in ähnlicher Situation zum Ausgleich kam (49.).
Spektakuläres Duell zwischen Energie Cottbus und Rot-Weiß Erfurt
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Axel Lukacsek