Erfurt. Der Opfer der Grenze und der Helden des Umbruchs gedacht. Mutige Menschen aus Erfurt waren Vorreiter in der DDR

Eine Bronzetafel an der Mauer der Lorenzkirche erinnert seit Samstag daran, dass hier der Geburtsort der ökumenischen Friedensgebete in der DDR war. Im Herbst 1978 hatten hier die ersten stattgefunden. Auslöser dieser Gemeinschaftsaktion beider großen Kirchen war die Einführung des Wehrunterrichts durch die damalige SED-Diktatur, wie auf der Tafel vermerkt ist. Erfurt war Vorreiter – in der Leipziger Nikolaikirche begannen die Friedensgebete erst fünf Jahre später.

Übergeben wurde die Tafel im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst durch die Erfurter CDU-Europaabgeordnete Marion Walsmann und Michael Meinung, erster Regierungssprecher des Landes Thüringen. Gemeinsam wurde anlässlich des 30. Jahrestages der friedlichen Revolution all jener gedacht, die die Mauer zum Einsturz gebracht haben. Aber auch jener Menschen, die ihr Leben an der Grenze der DDR verloren haben. „Wir gedenken der Opfer und der Helden des Umbruchs“, sagte Meinung. Erinnert wurde außerdem an Ilse Neumeister und Karl Metzner, die die Tradition der Friedensgebete in Erfurt begründeten und über die Jahre begleiteten. Bürgerbewegte von einst waren zur Übergabe der Tafel gekommen, es wurden Kerzen an der Kirchenmauer aufgestellt.

Michael Meinung erinnerte an den beachtlichen Beitrag der Kirchen an der Friedlichen Revolution, der heute allzu oft in Vergessenheit gerate. „Wir können stolz darauf sein, dass hier in Erfurt der Geburtsort der DDR-Friedensgebete ist“, so Meinung.

Alt-OB Manfred Ruge nannte Ilse Neumeister „mutig“, sie sei ihm und vielen anderen „ein Vorbild“. Die CDU-Europaabgeordnete Marion Walsmann nannte die Lorenzkirche einen „Ort des Aufbruchs“. Die Kirche sei zugleich Zufluchtsort und Stimme gewesen in jenen Jahren. Matthias Sengewald lud zum Besuch der Friedensgebete ein: jeden Donnerstag um 17 Uhr in der Lorenzkirche fänden diese auch weiterhin statt, mit Gebeten für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung.