Erfurt. Samuel Bächli erstmals in Doppelfunktion: Der 65-Jährige hat das Dirigat und die Regie für „Don Pasquale“ übernommen

Dirigent Samuel Bächli grinst spitzbübisch, wenn er von „Don Pasquale“ erzählt: Der eigentlich einfachen, ja schlicht zu nennenden Handlung der Oper von Gaetano Donizetti hat der 1. Kapellmeister des Theaters Erfurt überaus kreativ gleich drei weitere Handlungsebenen hinzugefügt. „Vielleicht ein bisschen viel“, mutmaßt er. Von manch überbordender Idee hat er sich daher schon in den Proben wieder verabschiedet, ohne dass es zur Premiere am Samstag, 26. Oktober, an Komik und Klamauk, an Maskerade und farbenprächtiger Musik fehlen wird.

Wann, wenn nicht jetzt? Bächli selbst schlüpft erstmals in eine Doppelrolle, hat neben der musikalischen Leitung auch die Inszenierung übernommen. In seiner letzten festen Spielzeit am Theater Erfurt will es der 65-Jährige noch einmal wissen. Zweimal inszeniert hat er schon auf der kleinen Bühne, nun also im großen Haus. Dass das Dirigat dazu kam, habe sich einfach so ergeben. Bächli nennt die Oper ein kleines Stück, handhabbar mit seinen vier Sängerpartien – „die Götterdämmerung hätte ich mir gewiss nicht zugetraut“, sagt Bächli schmunzelnd.

Das Meiste sei auf dem Weg zur Premiere geschafft, sagt Bächli. Für die Premiere einer Oper, die relativ oft gespielt werde, zuletzt in Altenburg und Eisenach – und nun in Erfurt. Ein sehr bekanntes, populäres Stück hat Donizetti komponiert. Begeistert ist Bächli von den vier Sängern: Mit Siyabulela Ntlale (Don Pasquale), Rastislav Lalinský (Dottor Malatesta), Julian Freibott (Ernesto) und Leonor Amaral (Norina) sei die Oper nicht nur stimmlich hervorragend besetzt, sondern durch echte Typen. „Mit diesen vier Sängerinnen und Sängern musikalisch und szenisch zu arbeiten ist eine reine Freude“, so Bächli.

Der Erfurter „Don Pasquale“ spielt im Heute. Aber in einem Rokkokoschlösschen in Süditalien, das in die Erde versunken ist. „Oben guckt nur der Schornstein heraus und ein Stück vom Gartentor“, beschreibt Bächli die Szene, bei der die Hebebühne hilft. Pasquale lebt in dieser Welt des 18. Jahrhunderts: „Er sieht aus wie Mozart und zwingt alle seine Gäste dazu, sich auch so zu verkleiden. Über die Jeans kommt dann der Leibrock und die graue Perücke.“

Mobiliar landet im Müll im Orchestergraben

Seine Traumfrau scheint ebenso dem 18. Jahrhundert entsprungen, verwandelt sich aber im Laufe des Stücks – und das nicht zu knapp – mehr will Bächli dazu noch nicht verraten.

Pasquale hat nach langem Alleinsein auf eine Braut gewartet, die ihm sein Hausarzt Doktor Malatesta versprochen hat. Er weiß nicht, dass seine Zukünftige in Wirklichkeit die Geliebte seines Neffen Ernesto ist, die junge Witwe Norina. Diese will unbedingt in Pasquales Haus eine Familie gründen, allerdings ohne ihn und ohne die alten Möbel: „Im Orchestergraben befindet sich ein Mülleimer, darin landen Bilder und das Mobiliar“, kündigt Bächli an. In den Proben habe es jedenfalls hervorragend geklappt, dass die Möbel den Müll und nicht Bächlis musizierende Kollegen getroffen haben . . .

Was Planwagen, Zelt und ein geplanter Rauswurf damit zu tun haben, daraus macht Bächli ebenfalls noch ein Geheimnis. Verraten kann er schon, dass der 30-köpfige Jugendchor sich komplett in Teufel verwandeln wird. Dem gegenübergestellt wird ein Engel – mit nur einem Flügel, folglich flugunfähig und auf verlorenem Posten.

Wobei der Dirigent es zu seinen Hauptaufgaben des Abends rechnet, die Sänger hörbar zu machen. Besonders die Holz- und Blechbläser werden sich zurücknehmen müssen, damit das Orchester die Sänger nicht „zudeckt“. „Wir haben sehr viel daran gearbeitet“, blickt Bächli auf die Vorbereitungszeit und die bisherigen Proben zurück.

Der uralten Geschichte mit der falschen Braut hat Bächli in dieser Oper eine ganz neue Lebendigkeit und Komik verliehen. „Am Ende des Stückes weiß garantiert keiner mehr, wer nun was gewonnen oder verloren hat“, sagt er – und es klingt wie ein fröhliches Versprechen für einen gelungenen Opernabend.

Premiere am Samstag, 26. Oktober, 19.30 Uhr, Karten gibt es unter der Rufnummer 0361 / 2 23 31 55