Udestedt. Kein Internet bis in den April: Patienten stehen in Udestedt bereits seit November vor geschlossener Tür

Seit November verkündet ein Schild an der Udestedter Arztpraxis, dass die Zweigstelle „aus technischen Gründen“ vorübergehend geschlossen ist. Seitdem müssen die meist älteren Patienten sich nach Kerspleben kutschieren lassen. Bereits seit Oktober, so erklärt Dipl.-Med. Jochen Möller, sei es nicht mehr möglich, eine dauerhafte Standleitung von der Udestedter Zweigstelle in seine Kersplebener Niederlassung aufrecht zu erhalten. Und ohne Zugriff auf seinen Server kann nicht auf die Krankenakten der Patienten zurückgegriffen werden, kann die Chipkarte nicht mehr genutzt werden, keine Rezepte oder Krankenscheine können ausgedruckt werden. Kurz: Die Zweigstelle ist nicht mehr nutzbar.

Betroffen von der zeitweiligen Schließung seien etwa 400 Patienten. Ausschließlich ältere Patienten, betont Jochen Möller, für die es sehr umständlich ist, nach Kerspleben kommen zu müssen. Deshalb soll die „Störung“ schnellstmöglich behoben werden. Wobei der Allgemeinmediziner von der Gemeinde unterstützt wird. Wie Bürgermeister Gunnar Dieling erklärt, ist das Problem kein vorübergehendes, sondern ein dauerhaftes, das dem neuen Netzbetreiber in Udestedt zu verdanken sei. Denn die Gemeinde ist im vergangenen Jahr von der Telekom zur Thüringer Netkom gewechselt – während die Arztpraxis bei der Telekom unter Vertrag seht. Jetzt sei die Situation so, dass sich die Telekom beim neuen Grundversorger bemühen müsse, um die Verbindungen für ihre Kunden zu sichern.

Seitens der Gemeinde habe man deswegen Amtshilfe geleistet und die Weichen gestellt. Und die Zeichen standen bislang gut. Nach einem entsprechenden Antrag wurde dem Arzt von der Netkom zugesichert, dass der Anschluss bis zum 14. Februar gelegt sein wird. Ab dieser Woche wollte Möller dann wieder die Zweigstelle besetzen, das Pendeln der Senioren sollte ein Ende haben. Aber der Netzbetreiber enttäuschte, teilte mit, dass die Arztpraxis auf der Prioritätenliste nach hinten gerutscht sei, dass der Anschluss erst Anfang April geschaltet werden könne.

Bürgermeister Gunnar Dieling fehlt für diese Entscheidung jegliches Verständnis. Die ärztliche Versorgung müsse nach seiner Ansicht bei einem Netzbetreiber an erster Stelle stehen. Hier gehe es schließlich um Menschen. Er appelliert an den Netzbetreiber, eine schnelle Lösung zu finden. Zumal er immer wieder auf Senioren trifft, die vergebens an der Tür der Zweigstelle klopfen. Außerdem gelte es zu bedenken, dass während der gesamten Wartephase eine komplett eingerichtete Arztpraxis ungenutzt bleiben muss. Die Gemeinde hatte beim Ausbau des „Weimarischen Hofes“ zum Bürgerhaus 2006 zu Gunsten der Praxisräume auf Vereinsräume verzichtet. Ein Arzt für den Ort wurde als wichtiger eingestuft. Und wird es heute noch. Gunnar hofft, dass auch bei der Netkom zu dieser Wertschätzung gefunden wird.