Gotha. Bautagebuch Hauptmarkt Grabungen legen ein Gemäuer frei, das zu einem fast vergessenen Gothaer Bauwerk gehören könnte.

Die grauen Steine, die aus der rotbraunen Erde vor dem historischen Rathaus hervorragen sind unscheinbar, doch sie lassen Grabungsleiter Ronny Krause keine Ruhe. Wenn er nicht mit den Grabungen beschäftigt ist, studiert er Bilder des Hauptmarkts aus der Vogelperspektive um herauszufinden, was sich unter der Erde verbirgt. Das Gemäuer, das kürzlich freigelegt wurde, hält er für Überreste der Alten Wache.

Bis ins 18. Jahrhundert habe das Gebäude, ähnlich einer Polizeiwache, dort gestanden. Sicher sei jedoch nicht, ob es wirklich die Alte Wache sei, betont Ronny Krause. Er vermutet sogar noch weitaus ältere Bauten unter dem Hauptmarkt. Überreste der Jacobskapelle, die 1567 abgerissen wurde, könnten bald gefunden werden. „Bisher gibt es noch keinerlei Hinweise“, erklärt er, „doch bei so einem massiven Mauerwerk wie diesem muss noch etwas im Boden zu finden sein.“ Derweil wird das Gemäuer mühselig geputzt und das Gelände weiter vermessen. Die Bedingungen auf der Baustelle machen die Grabungen zur Sisyphos-Arbeit: „Der Boden ist wie Kaugummi“, sagt Ronny Krause. Dennoch gelte es, die Mauer in den nächsten Wochen komplett freizulegen, bevor der Winter Einzug hält.

Die Bauarbeiten auf dem Hauptmarkt haben ein weiteres jahrhundertealtes Bauwerk zutage gebracht, wenn auch die Freilegung keine Überraschung war: Der Leinakanal kommt mit der Hauptmarkt-Sanierung in die Kur, seine Betondecke wird momentan ausgebessert und auch einige Leitungen erneuert. In den 650 Jahren seit seiner Errichtung ist der Kanal mehrmals verlegt worden. So werden bei den Arbeiten auch immer wieder Überreste entdeckt, wie eine Steinrinne. Weil auch der Markt immer wieder umgebaut wurde, sei es schwierig festzustellen, wo die Jacobskapelle und die Alte Wache genau standen, sagt Ronny Krause. Bis das geklärt ist, wird weiter gegraben.