Bad Tabarz. Am heutigen Freitag startet der Downhill-Cup am Inselsberg in Bad Tabarz in seine 26. Auflage. Die Vorbereitung begann im Frühjahr und kostete tausende Arbeitsstunden.

Pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt hört am Mittwoch der Regen auf und die Sonne blinzelt kurz durch die Wolken. „Na, dann lasst uns mal auf das Areal und die Strecke schauen“, sagt Gregor Sudhoff. Seit Jahren kümmert er sich mit Jana Wiesemann als Cheforganisator-Team um die Ausrichtung des „Downhill am Inselsberg“ in Bad Tabarz. Das dreitägige Spektakel der Mountainbiker startet am heutigen Freitag in seine 26. Auflage und ist damit das älteste Rennen dieser Art in Deutschland.

Unzählige Stunden – die Zahl geht in die tausende – haben Sudhoff und sein Team benötigt, um die Strecke samt des Geländes auf Vordermann zu bringen. Doch an jenem Mittwoch nimmt er sich Zeit für einen Rundgang, und als wir die Wiese betreten, herrscht zunächst Staunen. Eine überschaubare, gemähte Grünfläche – es ist noch schwer vorstellbar, dass hier hunderte Fans im Ziel stehen und den wagemutigen Fahrern, die mit dem Abschlusssprung im Tal landen, applaudieren. Aber am heutigen Freitag dürfte der Platz ähnlich wie bei einem Musikfestival wie ausgewechselt sein. Dann stehen Zelte, Stände und Dixis am Rand; auch sind Sanitäter vor Ort, die sich bei etwaigen Verletzungen sofort kümmern.

Liebevoll wurde die Strecke für die 26. Auflage vorbereitet. Neben Prallschutzmatten verlegte das Team rund sechs Kilometer Absperrband, um den Weg für die Fahrer zu kennzeichnen.
Liebevoll wurde die Strecke für die 26. Auflage vorbereitet. Neben Prallschutzmatten verlegte das Team rund sechs Kilometer Absperrband, um den Weg für die Fahrer zu kennzeichnen. © Christian Dünkel

Da im Tal aber noch nicht so viel zu sehen ist, freuen wir uns auf die Streckenbesichtigung. Streckenbaumeister- und Chef Robert Otto holt uns im geländetauglichen Pick-Up ab und kraxelt, meistens im ersten Gang, den Berg hinauf Richtung Start. Schon bei der Auffahrt fällt beim Blick auf die Landschaft auf, wie viel Arbeit in der Präparation steckt. „Seit dem Frühjahr befinden wir uns in der Vorbereitung. Die Natur holt sich über das Jahr viel zurück, außerdem bauen wir die Strecke fast immer um“, sagt Sudhoff. Mähen, Freischneiden, Abholzen, Installation von Rampen, Prallschutzmatten, Absperrbänder mit einer Länge von rund sechs Kilometern befestigen – ständig ist etwas zu bearbeiten. Ein Mammutprogramm, das nur mit einem eingespielten Team und viel Ehrenamt zu bewältigen ist.

Ein glücklicher Umstand für die Verantwortlichen vom „Bergradsportverein Downhill am Inselsberg Tabarz“ ist, dass die Wald-Besitzer, die „Herzoglich Sachsen-Coburg und Gotha‘sche Forstverwaltung“, sehr entgegenkommend sind. „Mit ihnen können wir sehr gut zusammenarbeiten. Aber auch mit der Stadt Tabarz läuft alles sehr unproblematisch“, sagt Sudhoff, während wir im Auto gut durchgeschüttelt werden.

Penible Arbeit: Streckenchef Robert Otto (rechts) und Robin Krellmann (vorn) verlegen an einer Rampe eine Art Gitter. Organisationschef Gregor Sudhoff (links) markierte die Streckenposten.
Penible Arbeit: Streckenchef Robert Otto (rechts) und Robin Krellmann (vorn) verlegen an einer Rampe eine Art Gitter. Organisationschef Gregor Sudhoff (links) markierte die Streckenposten. © Christian Dünkel

Nach einem kleinen Fußmarsch wird schließlich der Ausgangspunkt, die Startrampe, erreicht. Beim Blick ins Tal fühlt man sich sofort an den legendären Ausspruch von Fußball-Torwart Oliver Kahn erinnert: „Eier, wir brauchen Eier“. Die Starter, die sich bei der 26. Auflage in die Spur machen, brauchen neben fahrerischem Können vor allem eines: Mut.

Überall ragen Wurzeln aus dem Boden, ist das Gefälle bis auf ein paar Ausnahmen beträchtlich, was wir nicht nur sehen, sondern sofort merken. Während Sudhoff gelassen den Parcours hinunterläuft und in regelmäßigen Abständen Schilder für Streckenposten an die Bäume tackert, haben mein Fotograf und ich unsere liebe Mühe, mit den Straßenschuhen nicht wegzurutschen.

Offiziell 2000 Meter ist die Strecke lang, „in Wahrheit werden es wohl so zwischen 1600 und 1700 sein“, sagt Streckenchef Otto. Sofort fallen die vielen abgeholzten und besprühten Bäume auf, die meistens noch neben der Strecke liegen. Die Probleme der Natur haben auch in Bad Tabarz nicht Halt gemacht. „Hier ist massiv der Borkenkäfer drin. Letzte Woche wurden parallel zur Strecke Bäume weggemacht und rausgeschnitten“, sagt Sudhoff.

Die Idylle trügt: Das ansonsten eher ruhige Gelände wurde in den letzten Tagen komplett umgebaut. Im Zielbereich warteten letztes Jahr mehrere hundert Zuschauer auf die ankommenden Sportler. Tabarz
Die Idylle trügt: Das ansonsten eher ruhige Gelände wurde in den letzten Tagen komplett umgebaut. Im Zielbereich warteten letztes Jahr mehrere hundert Zuschauer auf die ankommenden Sportler. Tabarz © Christian Dünkel

Die Plage der Käfer ist eines der Probleme, mit denen man zu kämpfen hat. Andere sind etwa der Schwund im Teilnehmerfeld, den die Organisatoren sorgen. „Damit haben wir so nicht gerechnet“, gibt Sudhoff zu. Denn obwohl parallel zum IXS-Cup in der Schweiz ein Weltcup ausgetragen wird, der einige Fahrer kostet, ist der Rückgang merklich. In den besten Jahren rasten um die 550 Fahrer den Berg hinunter, dieses Mal werden es rund 300 sein.

Hauptgrund, vermutet der Organisationschef, seien die vielen Bikeparks, die in den letzten Jahren eröffnet wurden. Mit den Enduro-Fahrrädern kann man in diesen auf und ab fahren, während es beim Downhill nur nach unten geht und man Rennen fahren muss. „Die kosten natürlich auch Geld“, sagt Sudhoff, der den Rückgang vor allem in der Hobbyklasse merkt. „Da haben wir eine Delle.“ Trotzdem blickt er positiv nach vorn. Denn die Nachwuchsrennen sind restlos ausgebucht. Die U17 ist die jüngste Klasse, Jugendliche ab 15 Jahren dürfen starten.

Die Rennstrecke hat es mit den vielen Wurzeln und Rampen in sich – egal, ob es trocken bleibt oder regnet.
Die Rennstrecke hat es mit den vielen Wurzeln und Rampen in sich – egal, ob es trocken bleibt oder regnet. © Christian Dünkel

Das sind gute Vorzeichen für den Downhill-Cup, der in diesem Jahr erstmals ohne Hauptsponsor auskommen muss. Nicht nur deshalb wünschen sich die Organisatoren gutes Wetter, denn das lockt Leute an. „Wir hoffen wieder auf etwa 5000 Zuschauer“, blickt Sudhoff voraus, zumal neben dem IXS-Cup auch die Thüringer Meisterschaft ausgetragen wird.

Zahlen und Fakten zum Downhill-Cup

  • Bereits zum 26. Mal findet die Veranstaltung unterm Inselsberg statt.
  • Ausrichter ist der Bergradsportverein „Downhill am Inselsberg“ Tabarz; insgesamt sind am Wochenende rund 130 Helfer dabei.
  • Der Cup startet am heutigen Freitag mit dem Training (ab 14 Uhr), ab 20 Uhr findet eine Raceparty auf dem Gelände statt.
  • Neben dem Pflichttraining aller Klassen wird am Samstag ab 13.30 Uhr der „Seeding Run“ ausgetragen. Der Start ist Voraussetzung zur Teilnahme am Finale, welches am Sonntag (13.30 Uhr) stattfindet.
  • Samstag wird die Thüringer Meisterschaft ausgefahren, Sonntag geht es um Punkte im IXS-Cup.
  • Gefahren wird in den Klassen Männer Elite, Senioren 1, Frauen, Junioren U19 und männlich U17 sowie Sonderklassen.