Wort zum Tag: Wolfram Kummer über das Verhältnis Kirche und Staat.

Das fällt uns kirchlichen Menschen richtig schwer: keine Gottesdienste, keine Predigt, kein gemeinsames Beten oder Singen. Alle Veranstaltungen, bei denen wir uns versammeln und auch einander Mut und Trost zusprechen, müssen unterbleiben. In den staatlichen Anordnungen werden ausdrücklich auch die Kirchengebäude als Orte für irgendwelche Zusammenkünfte ausgeschlossen. Gerade jetzt sollen wir auf die gewohnten Formen unserer Gemeinschaft verzichten? In manch einem rumort da Widerspruch.

Die Apostelgeschichte beschriebt, wie die Obrigkeit den Aposteln das Predigen verbieten wollte, Petrus hatte trotzig gesagt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Damals war das mutig und voller Sendungsbewusstsein. Aber heute ist das ganz anders! Denn es handelt es sich gar nicht um einen Versuch, die Verkündigung einzuschränken, sondern es geht vielmehr darum, notwendige Fürsorgebemühungen der Politik nicht zu unterlaufen und durch Kritik- oder Protestandeutungen zu hinterfragen. Auf keinen Fall sollten wir den Eindruck erwecken, als dürfe man jetzt in eine muntere Diskussion einsteigen.

Als Christen tun wir gut daran, selbst eilig formulierte und uns an manchen Punkten nicht gefallende Verfügungen eben nicht nach möglichen Spielräumen abzusuchen, sondern zu akzeptieren und uns sogar klar und deutlich hinter die Entscheidungen unserer Regierung zu stellen. Und zwar völlig unabhängig davon, welche Position wir sonst zur Politik einnehmen würden. Denn jetzt ist nicht die Zeit zum Protestieren, sondern um den Dienst unseres Staates zu würdigen und bestmöglich zu unterstützen.

Und hier ist es nicht der Apostel Petrus, sondern Paulus, der sachgemäß zu unserer Situation passt. In Rom nimmt er die christlichen Bürger in die Pflicht und ermahnt sie, ihrer Obrigkeit zu gehorchen. Paulus konnte sonst den Autoritäten durchaus streitbar widersprechen, er hat sich dafür verprügeln und einsperren lassen, aber er kann eben auch anerkennen, wenn der Staat seiner Bestimmung entspricht. „Ein jedermann sei untertan der Obrigkeit ... denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut.”

Kirche und Politik sind jetzt Verbündete gegen die Ausweitung der Krankheit. Unsere Einsatzbereitschaft und unsere Phantasie sind gefordert, Nähe, Fürbitte und Verbundenheit zu praktizieren auch ohne leibliche Gemeinschaft.

Wolfram Kummer ist Superintendent des Kirchenkreises Waltershausen.