Gotha. Unsere Serie „Baumeister, Künstler und Architekten in Gotha“: Abondio Minetti wurde um 1675 geboren. Sein Schaffen ist auf Schloss Friedenstein zu bewundern (Teil 1).

Abondio Minetti, dessen Geburtsjahr unbekannt ist, stammt aus der gleichnamigen Künstlerfamilie aus Tremezzo am Comer See. In den Jahren seiner vermutlichen Geburt um 1675 gehörte dieses Gebiet zum Herzogtum Mailand und war damals unter Habsburger Herrschaft. Außer Abondio sind sein Bruder Francesco Domenico als Maler, sowie die Verwandten Carlo Antonio und Giovanni Batista Minetti (1709) als Stuckateure nachweisbar.

Ein weiterer Giovanni Batista Minetti, vielleicht sogar der Sohn von Abondio, wird zwischen 1732 und 1749 mehrfach als Hofstuckateur genannt und wohnte mindestens zwischen 1740 und 1749 in Körner bei Volkenroda. Für welchen Hof diese Bezeichnung galt (Sachsen-Gotha-Altenburg, Sachsen-Weimar-Eisenach oder Sachsen-Weißenfels) ist nicht bekannt. Tätig war er in all diesen Fürstentümern mehrfach.

Erstes Wirken im Arnstädter Schloss

Aber zurück zu Abondio Minetti. Bei der barocken Umgestaltung der Gemächer im Arnstädter Schloss, heute die Ruine Neideck, waren 1703 Abondio Minetti als auch sein Bruder Francesco als Stuckateure dabei. 1709 finden wir ihn bei der Ausgestaltung der Grotte des Lustgartens zu Eisenach, wo er angeblich mit den Stuckateuren Giovanni Pietro Castelli, Francesco Minetti, Giovanni Batista Minetti, Paul Mossi und Samuel Rühling arbeitete.

Ähnliche Arbeiten, nämlich die an einer Lustgrotte in Weißenfels ein Jahr zuvor, konnten nach neusten Forschungen nicht nachgewiesen werden. Auch ist eine Zusammenarbeit der Minettis mit den Castellis, die nach den Akten schon 1710 als Konkurrenten auftraten, wohl eher auszuschließen. Mit ziemlicher Sicherheit ist Abondio Minetti mit weiteren Stuckateuren, wohl meist aus dem familiären Umkreis, der Schöpfer des Stuckdekors im Achteckhauses beziehungsweise des Karussells im Schlossgarten von Sondershausen, dessen Deckenspiegel anschließend von dem Freskenmaler Lazaro Maria Sanguinetti (um 1660 - um 1740), der kurze Zeit später in Gotha arbeitete, ausgemalt wurde. Das Gebäude wird heute vom Loh-Orchester als Konzertsaal genutzt.

Erstmal nachweisbar ist Abondio Minetti in Gotha im Frühjahr 1712, als er mit dem Eisenacher Stuckateur Heinrich Hallung im neu errichteten Schloss Friedrichsthal Arbeiten ausführte, wofür er 83 Thaler erhielt. Auf den 3. Mai 1712 ist schließlich ein Vertrag ausgestellt, laut dem er auf Schloss Friedenstein die Galerie über der Küche für 250 Thaler zu stuckieren hat. Auf dem Schreiben des Vertrags verfertigte er sogar einige saubere Skizzen zu den geplanten Wand- und Deckenstuckaturen.

Die heute dort ähnlich gestalteten Stuckaturen betreffen die sogenannte Buchwaldgalerie im ersten Obergeschoss des Ostflügels. Nachdem diese Arbeiten abgeschlossen waren, bekam der Meister am 10. Oktober 1712 einen weiteren Vertrag über die Stuckierung der Decken in vier Räumen der Gast- oder Steingemächer im zweiten Obergeschoss des Ostflügels des Schlosses Friedenstein. Die Fresken in den Deckenspiegeln schuf zeitgleich der Italiener Giovanni Francesco Marchini (1672–1745) der seit Oktober 1712 in Gotha arbeitete. In zwei der Räume, heute Raum 2.21 „Nicht restauriertes Geografiezimmer“ und Raum 2.23 „Restauriertes Geografiezimmer“ in der Forschungsbibliothek, blieben die Stuckaturen erhalten. Einer der Räume fiel dem Treppenhauseinbau (Raum 2.30) unter Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg in den Jahren 1780/1781 zum Opfer.

266 Reichsthaler sind der Lohn

Der vierte Raum (Raum 2.22, „Koch-Gotha Zimmer“) erhielt vermutlich erst im 20. Jahrhundert eine neobarocke Deckengestaltung. Ein weiterer im Vertrag genannte Raum („Ein Zimmer auf die anderen Seiten“) in dem Minetti die Decke stuckierte und Marchini sie ausmalte, ist der Raum 2.34 im zweiten Obergeschoss des Nordflügels.

Die Decke in den heute als Kunstkammer genutzten ehemaligen Erbprinzengemächern restaurierte man 2009. Für diese Arbeiten bekam Minetti im April 1713 266 Reichsthaler ausbezahlt. Daneben stuckierte er den „Bildersaal“, den heutigen sogenannten Spiegelsaal im Ostflügel und die nördlich davor gelegenen „kleine Gallerie“ bis zum Treppenhaus. Teilweise führten die Arbeiten, strikt von den Italienern getrennt, auch die Eisenacher Stuckateure Johann Simon Güldner und Johann Just Hallung aus.