Gotha. Naturschützer registrieren immer wieder illegale Greifvogelverfolgung im Landkreis Gotha. Die Rotmilan-Population ist bedroht.

Einen toten Mäusebussard haben Susanne Löw und Sabrina Heyn am 26. Januar bei Kartierungsarbeiten auf einem Horst im Berlach bei Gotha im Rahmen der jährlich stattfindenden Greifvogelerfassungen gefunden. Das berichtete Löw, stellvertretende Vorsitzende des Nabu-Kreisverbands, auf dessen Jahreshauptversammlung. Ein Baumkletterer habe den Vogel vom Horst geholt, Präparator Peter Mildner den Kadaver untersucht und Schrotkugeln gefunden.

Anzeige wegen illegaler Tötung geschützter Vögel

Der Nabu-Kreisverband stellte am 30. Januar Anzeige wegen illegaler Tötung einer streng geschützten Vogelart, kontaktierte persönlich den zuständigen Bearbeiter bei der Polizei und informierte die Untere Naturschutzbehörde Gotha, den Jagdbeirat des Landkreises Gotha sowie die Vogelschutzwarte Seebach und das Komitee gegen den Vogelmord, teilt Nabu-Kreisvorsitzender Ronald Bellstedt mit.

Immer wieder sei von illegalen Jagden auf Greifvögel und Geier im Libanon, vom Singvogelfang auf Malta oder vom Vogelhandel in Italien zu hören. Doch auch in Deutschland sei dies alles andere als selten, stellt Bellstedt fest. Stieglitze oder Gimpel würden unter anderem illegal gefangen und teuer verkauft.

Vergiftete und erschossene Tiere keine Seltenheit

Greifvögel seien nach wie vor auch bei uns Ziel illegaler Nachstellungen. „Im Landkreis Gotha müssen wir immer wieder vergiftete oder geschossene Tiere feststellen, ebenso Habichtfangkörbe oder Tellereisen“, weiß Bellstedt. Aktuelles Beispiel sei der Fund im Waldgebiet Berlach.

Ohnehin blicken die Naturschützer mit Sorge auf die Entwicklung der Greifvögel-Population im Landkreis Gotha. Vergangenes Jahr seien zwar 61 Rotmilan-Brutpaare im Landkreis registriert worden, von denen 51 erfolgreich brüten, aber immer weniger Jungvögel kommen zum Ausflug. Laut Löw wären 1,6 Jungtiere pro Brut für die Erhaltung der Art notwendig – 2019 habe diese Zahl bei nur 0,9 gelegen. So gab es in einem Pappelgehölz bei Mühlberg nach Fällungen keine Brut mehr. In der Vergangenheit seien dort oft drei Jungvögel von einem Brutpaar aufgezogen.

Baumkletterer müssen Vögel aus Bindegarnen der Landwirtschaft befreien

Gefahr gehe auch vom oft achtlos weggeworfenen Bindegarn der Landwirtschaft aus. Die Milane tragen das Garn in ihre Horste, Jungtiere verheddern sich darin und kommen zu Tode. Durch Baumkletterer seien mehrere Vögel befreit worden.

Ein Rotmilan sei 2019 als Schlagopfer an einer Windkraftanlage bei Hochheim gefunden worden. Winterschlafplätze für Rotmilane gebe es bei Schnepfenthal und Molschleben. Nach Silvester habe die Anzahl der Vögel jedoch drastisch abgenommen.