Geistliches Wort: Friedemann Witting ist Superintendent im Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreis Gotha.

Dieser Sonntag Trinitatis gibt uns womöglich Rätsel auf, denn sein Thema ist die Dreieinigkeit Gottes: Vater – Sohn – Heiliger Geist. Wie drei Personen eins sein und bleiben sollen, hat die Theologen und Denker der Kirchengeschichte von den Anfängen her immer wieder so sehr beschäftigt, dass sie sich zu Zeiten sogar um einzelne Buchstaben ihrer Glaubenssätze gestritten haben.

Gott in seiner Größe zu begreifen und ihn dann richtig beschreiben zu können, ist das menschliche Anliegen dabei.

Aber wäre es so schlimm, wenn Gott uns ein unverstehbares Rätsel bliebe?

Im Kinder- und Jugendbuch „Hallo Mister Gott, hier spricht Anna“, aus dem ich sehr viel gelernt habe, sagt Anna zu Fynn: „Du gehst zur Kirche und machst Mister Gott dort ganz ganz groß. Wenn du ihn aber ganz ganz ganz groß hast, dann verstehst du ihn ganz ganz nicht … und dann erst weißt du alles“.

Finns Unverständnis führt dazu, dass Anna ihm nun erklärt, dass doch Kinder alles über Gott verstehen: goldener Thron, langer, weißer Bart, Engel inklusive – und selbstverständlich erfüllt Gott auch Wünsche!

Später im Leben versteht der Mensch Gott schlechter. Gott sieht die Notwendigkeit vieler Wünsche nicht mehr ein und erfüllt sie nicht. „Und wenn man noch älter wird“, erklärt Anna, „dann ist es schon wieder schwieriger. Und dabei wird er irgendwie kleiner.“

Anna beschreibt das als Vorgang des Bröckelns. Immer weiter bröckeln Stücke von Gott ab: Wenn wir größer, erwachsener werden, wenn wir mehr von Gott zu begreifen und zu verstehen meinen, dann bröckelt unser Gottesbild. Wir machen Gott klein damit – auch im Versuch, ihn handhabbar zu machen.

„Und dann kommt der Punkt, da sagst du, du verstehst ihn überhaupt nicht mehr. Siehst du, und dann ist er wieder ganz ganz ganz groß.“, meint Anna.

Vielleicht kann der vor uns liegende Sonntag eine Gelegenheit sein, uns dieser Größe Gottes sehr fröhlich freuen zu können, auch wenn sie sich dem Verstehen entzieht. Es ist ein froh machendes Wunder, dass dieser große Gott schließlich im Herzen eines jeden Menschen Platz finden will und kann.