Gotha. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs verschwanden Kulturgüter aus vielen Sammlungen, Museen und anderen Einrichtungen in Deutschland. Die Gothaer Sammlung gilt als besonders betroffen. Ein kleiner, sprichwörtlich feiner Sammlungsteil ist jetzt wieder zurück.

Sie galten jahrzehntelang als verschollen, nun sind sie wieder im Herzoglichen Museum Gotha zu sehen: jahrhundertealte und kostbare chinesische Keramiken, die in den Nachkriegswirren des Zweiten Weltkriegs aus der Gothaer Sammlung verschwunden waren. «Kaum eine Kunstsammlung ist in Deutschland durch Eingriffe der Zeitgeschichte so geschädigt worden wie die in Gotha», sagte der Oberbürgermeister der Stadt Knut Kreuch (SPD) am Mittwoch bei der ersten öffentlichen Präsentation der Vasen und Schale.

Der Stiftung Schloss Friedenstein zufolge sei es vor allem 1945 zu Diebstählen durch die Rote Armee gekommen. Heute noch hängen etwa einige berühmte Cranach-Gemälde aus Gotha in Moskau. Auch die Ostasiensammlung mit Stücken des von Herzog Emil August von Sachsen-Gotha-Altenburg (1772-1822) gegründeten «Chinesischen Cabinets» war betroffen. Von etwa 4000 Objekten sei etwa die Hälfte verloren gegangen.

Vereinzelt tauchen Stücke immer einmal wieder bei Auktionen auf. Das war auch der Fall bei den teils bunt und kunstvoll bemalten fünf Vasen und der Schale, die nun zurückgekauft worden sind. Ein Auktionshaus in Heidelberg hatte die Stücke aus privater Hand angeboten bekommen.

Tatsächlich handelte es sich dabei dem Geschäftsführer des Auktionshauses nach um die gleiche Familie aus dem bayerischen Raum mit Vorfahren aus Erfurt, die dem Auktionshaus auch schon einen Elfenbeinhumpen aus der Gothaer Sammlung angeboten hatte. Diesen hatte die Stiftung nach einigem Hin und Her zurückgekauft und im vergangenen Jahr präsentiert.

Die deutsche Rechtslage erschwere es, verschollene Sammlungsstücke nach Gotha zurückzuholen, erklärte die wissenschaftliche Mitarbeiterin der Stiftung Ute Däberitz. Ein Herausgabeanspruch bestehe nach 30 Jahren so gut wie nicht mehr. Zudem müsse nachgewiesen werden können, dass es sich tatsächlich um Objekte aus dem Gothaer Haus handele.

Im Falle der chinesischen Keramiken habe die Stiftung aber mit dem Auktionshaus zusammenarbeiten können. Die Stiftung erhielt ein Vorkaufsrecht. Dabei stammten zwei Stücke Däberitz zufolge aus der renommierten Sammlung, die der Sinologe Friedrich Hirth (1845-1926) an das Museum verkauft hatte. Für Hirth-Stücke gebe es in der Regel zahlungskräftige Interessenten gerade in Asien, so die Expertin.

Wie hoch der Betrag für den von der Staatskanzlei geförderten Kauf ist, darüber sei Stillschweigen vereinbart worden, hieß es am Mittwoch. Das Auktionshaus sei der Stiftung aber vielfach entgegen gekommen, sagte Däberitz. Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) sieht in dem Erwerb einen sinnvollen Einsatz öffentlicher Mittel, da es um Objekte gehe, die zum historischen Gedächtnis des Freistaates gehörten und die in öffentliche Museen zurückkehren.

Tatsächlich sind die Keramiken vorerst bis zum 25. August für Besucher des Herzoglichen Museum zu sehen. Wie sie danach in die Dauerausstellung eingebettet werden, müsse noch geklärt werden, sagte Däberitz. Stiftungsdirektor Tobias Pfeifer-Helke sagte, dass die Rückerwerbungen auch deshalb bedeutend seien, da in Zukunft Ostasiatika und Ethnographie mehr Raum erhalten sollen.