Wort zum Tage: Lars Reinhardt über Mitmenschlichkeit in schwieriger Zeit.

„Kommt Zeit, kommt Rat! … Gut Ding will Weile haben. Kopf hoch … wird schon.“ Was für „Goldstücke“ menschlichen Trostes können wir in diesen Tagen nicht alles hören? Wie kommt es nur, dass wir nüchtern betrachtet über diese (ver)tröstenden Worte nur schmunzeln können? Wir merken doch, dass solche Worte weder stärken, noch einen Weg in die Zukunft weisen. Und doch gebraucht jeder von uns solche Worte. Haben wir keine anderen? Eine staubtrockene Notration ist das. Haben Sie schon einmal versucht, einen großen Butterkeks mit trockenem Mund zu essen? Er lässt sich kaum schlucken und raubt einem noch die letzte Feuchtigkeit aus dem Mund. Doch wenn zum Keks etwas Feuchtigkeit kommt, lässt er sich wunderbar schlucken. Dem Keks fehlt die Feuchtigkeit, doch was fehlt den Trostworten? Auch zu ihnen muss sich etwas hinzugesellen. Der Trostbedürftigen darf mit ihnen nicht allein gelassen werden. Doch wie oft lassen wir einen Menschen mit solchen Worten („Kopf hoch … wird schon.“) alleine stehen und gehen weiter. Bildlich gesprochen geben wir einen Butterkeks, ohne ein Glas zu reichen.

Ganz anders spricht Gott zu Menschen in Not: „Sie werden weinend kommen, aber ich will sie trösten und leiten.“ (Jeremia 31,9) Trösten und leiten will er. Gerade in seinem verheißenen Leiten liegt ein Geheimnis seines Trostes. Er lässt den Weinenden nicht allein, sondern beginnt mit ihm einen Weg. Im Leiten führt er den Leidenden. Er nimmt ihn an der Hand, umarmt und stützt ihn. Er weiß um Oasen selbst in der Wüste. Ein Mensch der Gott vertraute, bestätigt dieses Mitsein Gottes im Rückblick auf sein Leben: „Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft auch tragen.“ (Psalm 68,20)

Wahrer Trost besteht nicht in Worten, so weise und richtig sie auch sein mögen. Wahrer Trost besteht im Mitsein. Jesus hat uns sein Mitsein vorgelebt. Er war und ist auch heute noch mit uns unterwegs, damit wir dem Nächsten zum Mitmenschen werden.

Lars Reinhardt ist evangelischer Pfarrer in Tambach-Dietharz