Wechmar. Thüringer Kinder- und Jugendmundarttag in Wechmar begangen

Alljährlich am dritten Sonntag im Oktober wird deutschlandweit der „Tag der Tracht“ begangen, so auch im Wechmarer Landhaus Studnitz, wo sich die Geschäftsstellen des Deutschen Trachten- und Thüringer Landestrachtenverbandes befinden. In seiner Eigenschaft als Vorsitzender beider Verbände begrüßte Knut Kreuch die aus ganz Thüringen angereisten Trachtenfreunde.

Sie kamen nicht nur aus dem gesamten Landkreis Gotha (Bad Tabarz, Friedrichswerth, Ingersleben, Mühlberg und Wechmar), sondern auch aus Brotterode, Dornheim, Kaltenlengsfeld, Mosbach, Oberdorla und Ponitz. In Kaltenlengsfeld hatte bereits 2018 ein Tag des Thüringer Brauchs zur Mundart stattgefunden.

Auch während der diesjährigen Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend in der Rhön und an der Werra stand die Mundart im Mittelpunkt. Was lag also näher, als auch den Tag der Tracht als Thüringer Kinder- und Jugendmundarttag zu gestalten. Die Moderation lag in den Händen des Landesjugendleiters Dirk Koch aus Ingersleben und des 13-jährigen Jonas Schiecke aus Brotterode.

Knut Kreuch betonte einleitend, dass es gelte, die Tradition an die nächste Generation weiterzugeben. In Sachen Mundart gestalte sich dies schwierig, denn sie sei fast ausgestorben oder werde nur noch von den ganz Alten gesprochen. Dass es jedoch hoffnungsvolle Ansätze gibt, zeigte der diesjährige Tag der Tracht in Wechmar.

So wird in der Trachtengruppe Ponitz die Mundart des Altenburger Landes gepflegt. Die vier jungen Mitglieder trugen größtenteils auswendig etliche Gedichte und Geschichten vor. Nach eigener Aussage müssen sie diese alten Texte zunächst selbst lesen und verstehen lernen. Das könne schon einmal bis zu drei Monaten dauern. Sie würden damit aber auch in die Schulen gehen, um die jüngste Generation dafür zu begeistern.

Auch Julia Spörer aus Mosbach trug ein Gedicht in Mundart vor, das sie von ihrer Großmutter gelernt hatte. Zwischendurch stellten Jonas Schiecke und die elfjährige Clara Seeber aus Mühlberg den Thüringer Baum der Mundarten vor, den sie im Rahmen der Herbstferienaktion der Thüringer Trachtenjugend als Laubsägearbeit selbst gebastelt und bemalt hatten.

Am Beispiel des Löwenzahns werden dabei die verschiedenen mundartlichen Versionen für diese Pflanze vorgestellt. Der Baum sei zum Glück beliebig erweiterbar, denn die Teilnehmer des Mundarttages steuerten prompt noch weitere örtliche Namen bei.

Auch die seit 1962 bestehende Trachtengruppe Oberdorla bedauerte, dass das Vogteier Platt nur noch wenig gesprochen werde. Dabei sei viel Material schriftlich überliefert. Eine Kostprobe gaben Romy auf Platt und Adrian auf Hochdeutsch. Mit viel Beifall wurde das Versprechen des Malermeisters Hans-Dieter Schulz belohnt, eine Mundartgruppe Vogtei zu gründen. Es folgten Rita Stichling und Siegmar Gleichmar mit Wechmarer Mundart sowie die 13-jährige Paula Philipp aus Kaltenlengsfeld mit dem Gedicht „Onns Sprooch ies kej Blooch“ von Frank Hößel. Darin wird bedauert, dass man die alte Muttersprache kaum noch hört.

Vorgestellt wurde auch der unter dem Motto „Macht den Mund auf!“ stehende Kalender des Thüringer Landestrachtenverbandes für 2020 mit Fotos von Norbert Sander sowie die beiden bislang erschienenen Mundartbroschüren. Am Nachmittag wurde dann der 82-minütige Film „Thüringen, Deine Sprache“ von 2019 gezeigt.

Schließlich wurde der nach dem Gothaer Volkskünstler benannte „Walter-Beck-Preis“ für Leistungen in der Kinder- und Jugendarbeit mit landesweiter Wirkung vergeben. Er ging an den 61-jährigen Jürgen Schiecke aus Brotterode, den Großvater von Moderator Jonas.